Das Undenkbare by Phillips Clyde

Das Undenkbare by Phillips Clyde

Autor:Phillips, Clyde [Phillips, Clyde]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-09-15T22:00:00+00:00


Colleen Porter schnarchte.

Das schwach dosierte Beruhigungsmittel, das ihr die Krankenschwester gegeben hatte, um ihre Albträume in Schach zu halten, wirkte endlich. Die Ärzte würden am kommenden Tag nach der morgendlichen Visite ihre Entlassung diskutieren. Dann würden sie dem gerade Wache schiebenden Polizisten vor ihrer Tür Bescheid sagen, damit er die Mordkommission informierte.

Sarah Mercer war seit fünfzehn Jahren als Krankenschwester auf dieser Station tätig und Colleen Porter war die erste Patientin, vor deren Tür rund um die Uhr ein Polizist saß. Sie war außerdem die erste Patientin, soweit Sarah sich erinnern konnte, die überhaupt keinen Besuch bekommen hatte, ob Familie oder Freunde. Das arme Mädchen. Jedes Mal, wenn sie einen Fortschritt zu machen schien, kam irgendein Polizist vorbei, um ihr Fragen zu stellen und ihr irgendeine Aufnahme vorzuspielen. Und dann hatte sie wieder einen kleinen Rückfall, sorgte sich um dieses oder jenes Haustier und konnte nicht schlafen.

Sarah ging auf Colleens Tür zu. In der Hand trug sie eine billige Glasvase mit welkenden rosafarbenen Nelken. Troy Cramer, der Polizist von der Nachtschicht, sah von einer veralteten Zeitschrift auf, die jemand hatte liegen lassen. »Dornröschen hat Blumen bekommen?«

»Eine frisch gebackene Mutter ist früher entlassen worden. Drittes Kind und so, da musste sie zu ihren anderen beiden nach Hause.« Sarah drehte die Vase in ihrer Hand. »Wir schicken die normalerweise ins Pflegeheim rüber, aber«, sie machte eine Kinnbewegung in Richtung von Colleen Porters Zimmer, »unter diesen Umständen …«

»Ja«, sagte Troy. »Unter diesen Umständen.«

Sarah trat vom beleuchteten Krankenhausflur in die stille Dunkelheit von Colleens Zimmer. Während sie hineinging, drehte Troy Cramer sich auf seinem Stuhl und folgte ihr mit den Augen.

Sarah Mercer hatte einen großartigen Hintern.

Ein gedämpfter Ton, der aus dem Krankenschwesternzimmer den Flur hinunter zu hören war, signalisierte, dass es Mitternacht war. Troy wusste, dass er sie bald fragen musste, ob sie mit ihm ausgehen würde – er dachte an Kaffee oder so etwas, nichts zu Eindeutiges oder Abschreckendes.

Er lehnte sich vor, sodass er durch die geöffnete Tür gucken konnte, und beobachtete, wie Sarah die Blumen auf dem breiten Fensterbrett abstellte und die Vase in die richtige Position drehte. Troy drehte sich schnell weg und lief rot an. Er hatte es immer gehasst, dass er so schnell errötete.

Sarah Mercer trug die aktuellen Werte vom Monitor in Colleens Tabelle ein. Dann nahm sie das leere Essenstablett und verließ den Raum. »Bis in einer Stunde.«

Troy sah von seiner Zeitschrift nicht auf. »Okay, eine Stunde.«

Sarah ging den Flur entlang und die sanften Schritte ihrer Tennisschuhe waren fast lautlos. Troy wagte einen Blick, als sie um die Ecke bei den Fahrstühlen bog. Ihr großartiger Hintern verschwand für mindestens eine Stunde aus seinem Sichtfeld. Er ließ die Zeitschrift auf den Boden fallen und lehnte seinen Kopf zurück an die Wand. Das war seine Art, die Zeit herumzukriegen.

Auf Sarah zu warten.

Troy bemerkte den Mann nicht, der aus dem leeren Krankenhauszimmer gegenüber kam.

Der Mann stand im Zwielicht und hörte zu, wie der Atem des Polizisten seinen Rhythmus fand und in das kehlige Kratzen des Schlafgeräuschs mündete.

Edgar Silva durchquerte den Flur mit zwei Schritten, ging an dem schlafenden Polizisten vorbei und trat in Colleen Porters Zimmer.



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