Das Schiff der Hoffnung by Janny Wurts

Das Schiff der Hoffnung by Janny Wurts

Autor:Janny Wurts [Wurts, Janny]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783404203703
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 1999-10-02T00:00:00+00:00


Verborgen an einem Hang in den Felsenriffen der Berge über dem Dier Kenton-Tal stand der Wahnsinnige Prophet hinter Arithon, die Hände kraftvoll auf die königlichen Schultern gepreßt, die nicht mehr zu zittern aufgehört hatten, seit Lysaers Signalblitz über den Himmel geschossen war.

»Ruhig«, murmelte er. »Bleib nur ruhig.« Dann, als mit fernem metallischen Glitzern die Leibwache Lysaers ihre Position hinter den letzten Kolonnen auf einem niedrigeren Hügel im Westen einnahm: »Um der Liebe Aths willen, sieh nicht hin.«

Arithon schenkte ihm ein gequältes Lächeln. Zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen und die Augen von einer schwarzen Binde bedeckt, deren Knoten durch Magie versiegelt waren, war er den Vorgängen auf der Seite des Feindes gegenüber vollkommen blind. Dakar und sein Kriegerhauptmann mußten ihm als Augen dienen. Seit der verpfuschten Tienellesichtung an Bord der Khetienn hatte sich der Zauberbanner zweifellos das Recht erworben, ihm Dinge abzuverlangen, vor denen selbst die Zauberer der Bruderschaft zurückschrecken würden.

Die Zeit für Überlegungen, für Unsicherheiten, war vorüber und entzog sich jeglichem Bedauern. Gefangen in einem Muster der Vorsehungen, konnte der Prinz von Rathain nur hoffen, daß sein Einverständnis Dakar genug Einfluß verliehen hatte, einzugreifen, sollte er dem wahnsinnigen Ansturm des Fluches nicht länger gewachsen sein.

Für den Fall, daß dieser Zwang ihn überwältigte, lag in letzter Instanz sein schwarzes Schwert Alithiel offen bereit und wartete auf seinen Einsatz.

Der Gedanke erschreckte ihn bis tief in sein Herz, ließ seine Nerven vor Furcht flattern, daß die schaurige, klare, scharfgeschliffene Schönheit paravianischen Sternenzaubers erneut gegen ihn gewandt werden könnte. Um so weniger wagte er, daran zu denken, daß eines Tages sogar dieses Mittel nicht mehr ausreichen mochte, ihn zur Besinnung zu bringen. Der Schweiß, der ihm in Strömen über das Gesicht lief, war ebenso ein Zeichen der Furcht wie der Trauer angesichts der Falle, die das Heer Lysaers erwartete.

Der schwachen Wärme der Sonne auf seinen Schultern, dem Duft wilden Thymians und allerlei immergrüner Gewächse haftete der wenig vertrauenswürdige Friede eines Drogentraumes an. Von seinen Gedanken geplagt, bewegte sich Arithon.

Ein fester Griff stieß ihn sogleich zurück, und Dakar sagte: »Verdammt, Prinz, nicht jetzt.«

Doch das Ohr eines Meisterbarden hatte keine Schwierigkeiten, die Spannung in des Zauberbanners Stimme zu erfassen und zu wissen, daß diese knappen Worte nur die Tatsache verschleiern sollten, daß die näherrückenden Soldaten kaum mehr einen Bogenschuß weit von den aufgestellten Bannern auf dem Hügel entfernt waren. Die Woge illusionärer Magie hatte achtundzwanzigtausend Soldaten zu einem Vorstoß verlockt, der schon bald zusammenbrechen mußte.

Ein zorniger Schrei wütender Erkenntnis klang herauf, begleitet von dem Signal eines Horns.

»Lord Diegans Truppe?« fragte Arithon, während ein bitteres Grinsen um einen seiner Mundwinkel spielte.

»Eben jener. Die Kundschafter haben ihm von den Helmen berichtet.« Schnaubend unterdrückte Dakar ein Lachen, angesichts des wirren Durcheinanders von Soldaten, die inmitten der stolzen Armee zusammenliefen und ihrer Wut mit zornigem Gebrüll Ausdruck verliehen. Die Banner und Helme, die Rüstungsteile und Speere schienen eine erbärmliche List zu sein, Narren aus ihnen zu machen.

»Ich sagte doch«, schrie ein Hauptmann der Vorhut, »auf diesem Hügel gibt es keine Feinde! Es gibt keinen Hinterhalt und keine versteckte



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