Das neue Abenteuer 387 - Das Wrack by Friedrich Gerstäcker

Das neue Abenteuer 387 - Das Wrack by Friedrich Gerstäcker

Autor:Friedrich Gerstäcker [Gerstäcker, Friedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Neues Leben, Berlin
veröffentlicht: 1979-04-14T16:00:00+00:00


John mag bei mir bleiben, wir wollen die Kajüte durchsuchen. Kamerad, hast du noch mehr von der Sorte an Bord?“ fragte er dann den Einsiedler, indem er sich eine von den Zigarren aus der Kiste nahm und sie an dem auf dem Tisch befindlichen Feuerzeug anbrannte.

„Und was für ein Recht habt ihr“, schrie sie jetzt der Bursche an, „daß ihr hier an Bord kommt, um die Herren zu spielen?“

„Bist du etwa der Eigentümer?“ fragte spöttisch der Maat.

„Jetzt allerdings“, beharrte jener, „das Schiff ist mir überlassen, und was darin steckt, gehört mir.“

„Alle Wetter“, lachte der Seemann, „bist ein verdammt ungastlicher Eigentümer noch dazu. Seinem Besuch in der Kajüte nicht einmal ein Glas Grog anzubieten. — Schämst du dich nicht, Gesell? Hier, Leute, trinkt erst einmal, und dann scharf an die Arbeit.“

Die Leute ließen sich das nicht zweimal sagen; sie hatten schon lange lüsterne Blicke zu dem Arrak hinübergeworfen. Danach verließen sie schnell die Kajüte, um die gegebenen Befehle auszuführen.

Der finstere Gesell schien erst jetzt vollständig nüchtern zu werden oder zu begreifen, was die Fremden eigentlich wollten. Das war kein flüchtiger Besuch von einem vorbeisegelnden Schiff; das war eine Untersuchung, vielleicht sogar Plünderung seines Fahrzeuges, und dem schien er sich nicht willig fügen zu wollen.

„Und was geht's euch an“, fragte er mit finster zusammengezogenen Brauen, „wie tief das Schiff im Wasser liegt und was es für Ladung hat, he? Hab ich euch nicht gesagt, daß wir in Ballast sind?“

„Zerbrich dir deshalb nicht den Kopf, mein Bursche“, lachte der Steuermann, der nicht gesonnen schien, einen Einwand von dieser Seite gelten zu lassen, „und sag mir vor allen Dingen einmal, wo eure Schiffsbücher sind — oder hat die der Kapitän mitgenommen?“

„Der Kapitän soll verdammt sein!“ knirschte jetzt der Fremde und erhob sich, während er die geballte Faust auf den Tisch schlug. „Seid ihr Piraten, daß ihr hier ein fremdes Schiff entert und darin hantiert, als ob ihr die Herren wäret?“

„Auch das nicht“, erwiderte der Seemann, „wir sind ehrliche Matrosen, aber ich will dir etwas sagen, Kamerad, die Geschichte kommt mir hier verdächtig vor. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die ganze Mannschaft sich mit den Booten gerettet hat und dich hier allein, als Eigentümer des Fahrzeuges, zurückgelassen haben sollte. Weshalb erzählst du nicht einfach die Wahrheit. Ja, du tust sogar so, als ob du gar nicht darauf gewartet hättest, von einem anderen Schiff hier mit fortgenommen und unter Menschen gebracht zu werden.“

„Und wer sagt euch, daß ich wieder unter Menschen will?“ erwiderte der Bursche und schoß einen Blick voll Haß und Gift auf den Seemann.

„Nun bei Gott, das ist zu toll.“ Der Steuermann lachte laut auf. „Aber komm, John, wir dürfen uns nicht länger mit dem Patron unterhalten. Es wird dunkel, und wir wollen doch erst einmal sehen, ob wir nicht wenigstens die Bücher bei Tageslicht finden können.“

„Steuermann“, sagte der Bootsmann, der den Kopf wieder zur Tür hereinsteckte, „hier an Bord ist faules Spiel gewesen. An Deck sind eine Menge Blutflecke, wohl ein bißchen abgescheuert, aber doch nicht ganz getilgt.“

„Aha, mein Bursche, ob ich mir nicht so etwas gedacht habe.



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