Das Monster im Moor by Pestum Jo

Das Monster im Moor by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


»Na?« fragte der Longus lauernd.

»Es schmeckt vielleicht eine Idee bitter«, krächzte ich, »aber daß es schlecht schmeckt, das kann ich wirklich nicht sagen. Prost, Longus!«

Er faßte die Flasche an, als könnte die jeden Augenblick explodieren. Ungefähr zehn Sekunden zögerte er, dann nahm er geradezu einen Anlauf und stürzte wie wild das Gesöff hinunter. Sein Adamsapfel hüpfte wie ein Laubfrosch mit einer Rakete im Hintern. Es röhrte und schmatzte und gurgelte. Ich glaube, Ertrinken hört sich so an. Dann setzte der Longus die Flasche ab und rülpste wie eine geballte Säuglingsstation nach der Verpflegungsaufnahme.

»Na?« fragte ich.

Erst war er noch nicht fähig zu antworten. Dann nickte er und stieß komische Laute aus. Die Augen waren ihm weit aus den Höhlen getreten.

»Jetzt kann euch nichts mehr passieren«, stellte die Barbara fest. »Auf jeden Fall sind eure Herzen gesichert, wenn euch etwas Unerwartetes begegnen sollte im Moor.« Sie sagte es etwas abfällig, als hielte sie uns noch immer für Spinner. Sie hatte ja auch das Irrlicht nicht gesehen und den Klageruf nicht gehört.

Die richtige Wahl der Waffen stand nun an. Das mußte gut überlegt werden. Leider stellten sich bei mir leichte Konzentrationsstörungen ein, was wohl auf die Nebenwirkung des Medikamentes zurückzuführen war. Mein Herz war prima in Ordnung. Es schlug stark wie nie zuvor. Nur in meinem Bauch gingen Merkwürdigkeiten vor, außerdem widersetzten sich die Beine ein bißchen meinem Willen, und die Sehkraft schien irgendwie beeinträchtigt. Darum schlug ich vor, daß wir uns erst einmal auf die Wiese legten, um einzeln in Ruhe nachzudenken und später die verschiedenen Vorschläge gemeinsam zu diskutieren. Der Longus fand meinen Vorschlag gut und schlief auch sofort ein. Barbara wusch dann nachher unsere Gesichter mit kaltem Wasser ab.

Sie war dann auch die einzige, die einen Vorschlag machte. »Mir ist Sankt Georg eingefallen«, sagte sie.

»Mir nicht«, lallte der Longus. »Wieso grad der?«

Die Barbara erklärte es uns. »Ich gehe davon aus, daß ich euch die Legende von dem heiligen Drachentöter nicht erst zu erzählen brauche. Der Knackpunkt ist der: Als er losritt auf seinem feurigen Roß, um die Jungfrau vor dem Drachen zu retten, da wußte er natürlich nicht, welche Gefahren ihn erwarteten. Aber er war gerüstet! Kapiert ihr? Er war auf alles vorbereitet. Er hatte ein starkes Pferd, er besaß eine erstklassige Rüstung einschließlich einer Turnierlanze, und er konnte sich seinen Schild vor das Gesicht halten, der schützte ihn vor dem bösen Blick des Ungetüms und vor seinem feurigen Atem. Merkt ihr, auf was ich hinaus will?«

»Nein«, sagte der Longus.

»Na ja«, antwortete ich etwas undeutlich, weil meine Zunge doppelt so dick war wie sonst, »so einigermaßen schon, bis auf ein paar Einzelheiten ist mir das klar.«

»Es ist doch ganz einfach.« Die Barbara kniete vor uns im Gras und fuchtelte lebhaft mit den Händen herum. »Wir werden aus einem von euch beiden einen Ritter herstellen. Solch ein Ritter braucht allerdings ein reines Herz. Das ist am wichtigsten. Longus, mal ganz ehrlich, hast du ein reines Herz?«

»Im Moment nicht«, antwortete Longus matt.

»Das hatte ich mir schon gedacht. Außerdem sind deine Beine zu lang.



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