Das Mitternachtskleid - Ein Maerchen von der Scheibenwelt by Terry Pratchett

Das Mitternachtskleid - Ein Maerchen von der Scheibenwelt by Terry Pratchett

Autor:Terry Pratchett [Pratchett, Terry]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Manhattan
veröffentlicht: 2011-05-03T22:00:00+00:00


Sogar der Marsch von den Hügeln hinunter ins Dorf musste erst ausgehandelt werden. Tiffany, mit Amber an der Hand, schritt an den wartenden Wachen vorbei und setzte sich an die Spitze des Zuges, womit sie den Feldwebel in einige Verlegenheit stürzte. Wenn man losgeschickt wird, um jemanden aufzugreifen, steht man doch ziemlich dumm da, wenn sich dieser Jemand sozusagen selbst aufgreift. Wären Tiffany und Amber aber hinter den Wachen gegangen, hätte es so ausgesehen, als ob sie die Männer vor sich hertrieben. Schließlich gehörte dieses Land den Schafen, und jeder wusste, dass die Schafe vorne liefen und der Schäfer dahinter.

Zuletzt einigten sich alle auf einen etwas unbequemen Kompromiss, der so aussah, dass sie beim Gehen reihum die Position wechselten, wie beim Square-Dance. Tiffany musste Amber unterwegs dauernd ermahnen, nicht zu kichern.

So weit, so komisch. Leider war der komische Teil schon bald wieder vorbei.

»Ich sollte eigentlich nur das Mädchen abholen«, sagte der Feldwebel beschwörend zu Tiffany, als sie durch das Burgtor gingen. »Du musst nicht mit reinkommen.« Womit er im Klartext meinte: Bitte, bitte, misch dich nicht ein, und blamier mich nicht vor meinem neuen Chef. Aber es funktionierte nicht.

Auf der Burg herrschte hektische Betriebsamkeit. Es war ein einziges Eilen und Hasten, keine Spur von etwaigem Verweilen oder Rasten. Alles lief kreuz und quer durcheinander – und auch schon mal im Kreis. Zuerst stand das Begräbnis bevor und bald danach die Hochzeit. Um zwei derart wichtige Ereignisse so kurz hintereinander auf die Beine zu stellen, musste eine kleine Burg bis an ihre Grenzen gehen. Vor allem auch deshalb, weil die Gäste der einen Feierlichkeit wahrscheinlich gleich bis zur nächsten bleiben würden, womit sie sich eine Anreise sparten, allen anderen Beteiligten aber einiges an Mehrarbeit aufbürdeten. Tiffany freute sich trotzdem darüber, dass Fräulein Proper nicht mehr da war, diese durch und durch unangenehme Person. Die hätte sich sowieso nicht die Hände schmutzig gemacht.

Ein kaum zu lösendes, aber immer wiederkehrendes Problem stellte die Tischordnung dar. Nachdem es sich bei den meisten der geladenen Gäste um Adelige handelte, war es lebenswichtig, dass niemand neben jemandem zu sitzen kam, dessen Vorfahren irgendwann in grauer Vergangenheit einen der eigenen Ahnherren gemeuchelt hatte. Da zum einen die Vergangenheit sehr, sehr groß ist und zum anderen immer irgendein Vorfahr versucht hat, die Vorfahren der anderen unter die Erde zu bringen, sei es aus Land-oder Geldgier oder auch nur aus Langeweile, bedurfte es ausgeklügelter trigonometrischer Berechnungen, damit nicht ein weiteres Blutbad geschah, noch bevor die Gäste ihre Suppe ausgelöffelt hatten.

Die Dienstboten schienen sich weder für Tiffany und Amber noch für die Wachen sonderlich zu interessieren, auch wenn Tiffany einmal zu sehen glaubte, wie jemand unauffällig ein Bannzeichen gegen böse Mächte machte – hier, in ihrem Revier! Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass die Leute sie auf eine sehr entschiedene Weise nicht beachteten, als hätte ein Blick auf sie genügt, um ihnen und den Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zuzufügen. Als Tiffany und Amber in die Studierstube des Barons geführt wurden, hatte es ganz den Anschein, als wollte der sie ebenfalls mit Missachtung strafen.



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