Das Maedchengrab by Nadja Quint

Das Maedchengrab by Nadja Quint

Autor:Nadja Quint [Quint, Nadja]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-11-06T23:00:00+00:00


Auf dem Oberlandhof

Herr und Herrin, Mägde und Knechte – alle gaben sich Mühe, Fine einen freundlichen Empfang auf dem Hof zu bereiten. So recht wollte es dennoch nicht gelingen. Zu groß war der Schrecken über das, was die Jungmagd Bärbel erst vor zwei Tagen erlitten hatte. Wie ein Schatten lag der Gedanke an ihren grausamen Tod über dem geschäftigen Treiben des Hofes.

Wohl um Fine zu beruhigen, sprach die Oberlandbäuerin ihr gut zu: »In den Aufgaben, die wir dir zuteilen, nimmst du zwar Bärbels Platz ein. Aber glaube nicht, dass wir sie einfach ersetzen, indem wir dir jetzt ihre Arbeit geben. Bärbels schlimmes Ende hat gewiss nichts damit zu tun, dass sie sich hier auf dem Hof verdingt hat. Darum sei guten Mutes, Fine. Dir wird nicht dasselbe Schicksal widerfahren.«

Fine nickte zu den Worten ihrer Herrin. Immer wieder sagte sie sich selbst: Bärbels Tod bedeutet nicht, dass der Mörder es nun auf die nächste Jungmagd des Oberlandhofes abgesehen hat. Dennoch blieb ein mulmiges Gefühl in ihr zurück.

Bei allem Verständnis für die Belange ihres Gesindes, zeigte die Oberlandbäuerin sich auch als streng. »Arbeitsamkeit ist bei einer Frau alles«, belehrte sie ihre neue Jungmagd. »Eine Magd darf nie mit leeren Händen gehen und muss bereit sein, über drei Zäune zu springen, um ein Federchen aufzulesen. Und sie soll bei der Arbeit ruhig und stetig vorgehen, nicht hektisch und schon gar nicht aufmüpfig. Wenn du das alles beherzigst, werden wir uns gut vertragen, Fine. Aber wenn dich etwas sorgt, dann friss es nicht in dich hinein, sondern vertraue dich jemandem an. Wir alle helfen einander, so gut es geht.«

Fine nickte zu der Ansprache ihrer Herrin, denn sie wusste, dass diese es im Kern gut mit ihren Mägden und Knechten meinte, auch wenn sie ihnen einiges abverlangte.

Gleich am ersten Morgen ließ Fine sich von Ulla in die Arbeit an den großen Buttertrommeln einweisen. Der Hof hielt mehr als ein Dutzend Kühe, die sorgfältig umhegt wurden und trotz der recht kargen Weiden eine gute Milch gaben. So saßen die beiden jungen Frauen Seite an Seite und betätigten die Handkurbeln der Trommeln, in die Ulla zuvor Sahne gegossen hatte.

Dabei tauschten sie sich über das schlimme Ereignis aus, denn das Reden half zumindest ein wenig dabei, den Schrecken abzumildern.

»Ich denke, die Bäuerin hat recht mit dem, was sie sagt«, meinte Ulla. »Wenn du auch die Stelle von Bärbel einnimmst, brauchst du doch keine Furcht zu haben, dass dir Ähnliches geschieht.«

»Das habe ich auch nicht. Denn das eine hat gewiss nichts mit dem anderen zu tun«, erwiderte Fine mit einer solchen Überzeugung, dass Ulla erstaunt zu ihr herübersah.

»Weißt du etwa Näheres, Fine? Kannst du sagen, warum Bärbel zu Tode kommen musste?«

Fine zögerte. An dem Abend, als sie bei Gerd und Gudrun zu Gast gewesen war, hatte sie beim Seelenheil ihrer toten Eltern versprochen zu schweigen. Doch nun, da Ulla so vertrauensvoll fragte, beschloss Fine, unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein wenig zu erzählen: dass nämlich die Polizei glaubte, damals bei Lisbeth habe es sich um eine sogenannte Beziehungstat gehandelt.

Ulla staunte über die Neuigkeit.



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