Das Maedchen mit dem Haifischherz by Fagan Jenni

Das Maedchen mit dem Haifischherz by Fagan Jenni

Autor:Fagan, Jenni [Fagan, Jenni]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-13T04:00:00+00:00


16

Er ruft jetzt schon so ungefähr zum vierzigsten Mal. Ich wünschte, er würde einfach seine Klappe halten.

»Anais, du musst in vierzig Minuten beim Gericht sein. Kannst du dich bitte fertig machen?«, ruft Angus.

Er steht auf dem Flur und versucht seit einer halben Stunde, mich zum Aufstehen zu bewegen. Ich drehe mich noch mal rum. Unter meiner Decke ist es warm. Ich kuschle mich wieder ein – ich will einfach nur den ganzen Tag schlafen.

»Warum bringt mich denn Vokuhila zu meiner Mutter?«, fragt John Angus. Ich verstehe jedes Wort, sie stehen genau vor meiner Tür. Ich wünschte, sie würden verschwinden.

»Tut mir echt leid, John, aber ich kann dich nicht bringen. Ich muss mich darum kümmern, dass Miss Schlafmütze hier rechtzeitig im Gericht erscheint. Beeil dich, Anais!«

»Muss sie wegen der Polizistin zum Gericht?«

»Darüber kann ich nicht mit dir reden, John.«

»Warum nicht – ist sie tot, oder was?«

»Nein.«

»Sie wird weggesperrt.«

Das Letzte sagt John zu jemand anderem, und ich schleudere die Decke von mir. Jetzt bin ich echt sauer.

»Muss sie in den Knast?«, fragt Isla Angus.

Meine Güte, da draußen auf dem Flur ist ja richtig was los. Ich reibe mir mein Gesicht. Fühlt sich an, als hätte ich in einem Grab geschlafen.

»Nein«, fährt er sie an, »aber sie könnte wegen einem Haufen anderer Scheiß-Aktionen eingesperrt werden, seid ihr jetzt zufrieden? Beeilst du dich jetzt bitte, John, und treib Ed nicht in den Wahnsinn und klau nicht wieder sein Auto!«

Isla steckt ihren Kopf zu mir rein.

»Viel Glück später«, sagt sie.

»Danke, Isla.«

»John?«, rufe ich.

Er steckt seinen Kopf rein.

»Ich hoffe, es läuft gut mit deiner Mutter.«

»Ach, ist doch scheißegal«, sagt er und verschwindet.

Ich stehe auf. Ziehe die Jeans an, ein T-Shirt und Turnschuhe. Gehe ins Bad und putze mir die Zähne. Isla geht mit ihrer Schultasche über der Schulter vorbei, Tash folgt ihr.

»Hi.«

»Guten Morgen.«

»Musst du heute zum Gericht?«, fragt mich Tash.

»Mhm.«

Ich trinke Wasser aus der Leitung. Es schmeckt metallisch, ist aber kalt und klar.

»Meinst du, sie sperren dich ein?«

»Ziemlich sicher.«

»Also, ich hoffe nicht«, sagt Tash, und die beiden verschwinden über den Flur.

Joan erscheint in der Badtür. »Hast du Brian gesehen?«

Ich schüttle den Kopf.

»Gut, du wirst ein Einzelgespräch haben, wenn du heute zurückkommst, Anais. Letzte Nacht war völlig inakzeptabel. Du kannst nicht einfach verschwinden, wie es dir gerade passt, und denken, dass das keine Konsequenzen hat. Helen wird für das Gespräch herkommen.«

»Ich dachte, Helen wäre weg.«

»Das ist sie auch, aber du hast noch das Abschlussgespräch mit ihr, und du fährst noch in die Warrender-Nervenklinik mit ihr, hast du das vergessen?«

»Aber Joan, weißt du nicht, wie Helen mich verlassen hat? Sie ist einfach abgehauen – nachdem sie mit der Polizei über mich gesprochen hatte.«

»Helen wollte sich schon länger eine Auszeit nehmen. Ich bin sicher, dass das nichts mit dir zu tun hat, okay?«

Joan sieht jemanden am anderen Ende des Flurs und marschiert davon.

»Wir besprechen das später, Anais.«

Ich schleppe mich die Treppe runter, mir geht’s beschissen. Als ich noch klein war, hatte ich nie solche Abstürze, da konnte ich mich so abschießen, wie ich wollte. Seit kurzem hab ich sogar manchmal einen Kater – Älterwerden ist echt kein Spaß.



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