Das Lied der Harpyie (German Edition) by Thea Harrison

Das Lied der Harpyie (German Edition) by Thea Harrison

Autor:Thea Harrison [Harrison, Thea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Egmont LYX.digital
veröffentlicht: 2014-10-07T04:00:00+00:00


13

Aryal konnte ihm ansehen, dass er sich noch nicht zusammengereimt hatte, was sie meinte. Er sah wachsam und kämpferisch aus, immer noch zum Kampf bereit, das Schwert in der einen Hand, während er mit der anderen ihren Rücken streichelte. Wahrscheinlich war ihm nicht bewusst, dass er das tat.

Als er auf das Haus zulaufen wollte, hielt sie ihn am Arm fest. Sie sagte: »Es hat keinen Zweck, dort hineinzugehen.«

Er funkelte sie düster an, riss sich aus ihrem Griff los und marschierte zum Haus. Seufzend bedeckte sie ihre Augen mit einer Hand. Manche Leute mussten immer den harten Weg nehmen. Dann aber, weil sie wusste, was ihn in diesem leblosen Haus erwartete, folgte sie ihm in langsamerem Tempo.

Mit wütenden, aggressiven Bewegungen ging er von Zimmer zu Zimmer. Dann gelangte er an eine weitere Tür und blieb mit einem Ruck stehen, als hätte ihn jemand geschlagen.

Frische Tränen sammelten sich in ihren Augen. Götter, sie hasste es zu weinen. Sie trat hinter ihn, und diesmal war es an ihr, eine Hand auf seinen starren Rücken zu legen.

Es war ein wunderhübsches Zimmer, eindeutig das Juwel des ganzen Hauses. In jedem Detail steckte liebevolle Sorgfalt, von den hellen, kostbaren Wandteppichen bis zu den handgearbeiteten Spielzeugen, den Büchern und den drei Tieren aus Gold und Edelsteinen, die auf einem Regal standen.

Das kostbarste Juwel von allen lag in der wunderschön geschnitzten Wiege, sein winziger Körper in weiche, bestickte Seide gekleidet. Seine Haut strahlte in hellem Elfenbein und Pfirsich. Von seinem zierlichen Rosenknospenmund bis zu den winzigen, spitzen Ohren war er in jeder Hinsicht vollkommen. Wie alle toten Elfen sah er aus, als wäre er gerade erst eingeschlafen.

Quentins Kiefer arbeitete.

Mit heiserer Stimme sagte sie: »Die Tür war verschlossen. Nicht die Haustür, die war unverriegelt. Diese Tür. Ich glaube, deshalb ist er noch so makellos. Keines der wilden Tiere konnte hier hereinkommen.«

Er wandte den Kopf und sah sie an. Seine Augen waren gerötet. »Alle? Alle Babys sind tot?«

Wieder bewegte sich ihr Mund, zwei Tränen liefen über. Verdammt. »Alle Kinder, die zu jung waren, um mit dem Illusionszauber belegt zu werden, müssen zurückgelassen worden sein. Also alle Kinder, die zu klein waren, um für sich selbst zu sorgen.«

Sie hatte schreckliche Dinge in ihrem Leben gesehen, aber das hier war eines der furchtbarsten und herzzerreißendsten. Kinder waren bei den Alten Völkern selten, als wollte die Natur damit ihre lange Lebensdauer ausgleichen, und bei den Elfen waren sie am seltensten. Manchmal sehnten sich Elfen Jahrtausende lang nach einem Kind, und jede Geburt wurde mit Freuden begrüßt.

Der Tod eines einzigen Babys oder Kinds jeder Spezies war eine schreckliche Tragödie. Der Tod aller Elfenbabys und kleinen Kinder in Numenlaur war einfach unaussprechlich.

Seine Brust machte eine schnelle, unwillkürliche Bewegung. Er flüsterte: »Bisher habe ich gedacht, die Elfen wären von dem, was ihnen zugestoßen ist, schwer traumatisiert. Aber das hier muss ihnen das Herz herausgerissen haben. Kein Wunder, dass so viele Selbstmord begehen.«

Als sie die Tür geöffnet hatte, war Aryal vollkommen unvorbereitet darauf gewesen, was sie dahinter erwartete. Der Anblick hatte sie so hart getroffen, dass sie versucht hatte, vor dem Schmerz davonzulaufen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.