Das Lied der Fernen Erde by Arthur C. Clarke

Das Lied der Fernen Erde by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Evolution, Kolonieschiffe, Neutrinophysik, Liebe, Weltraumlift, Überleben, Weltraumfahrt, Intelligenz, Wissensspeicher, Menschheit, Interstellare Raumfahrt, Kulturschock, Archive, Außerirdisches Leben
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2011-04-13T22:00:00+00:00


Der mit Beton ausgegossene Kanal, durch den Seewasser in die Gefrieranlage floß, war hundert Meter lang und endete in einem kreisförmigen Becken, das gerade genug Wasser für eine Schneeflocke faßte. Da reines Eis kein besonders gutes Baumaterial war, mußte man es verstärken, und die langen Tangsträhnen aus der Großen Östlichen Prärie gaben eine billige und geeignete Armierung ab. Der gefrorenen Mischung hatte man den Spitznamen Eisbeton gegeben, sie sollte während der Wochen und Monate, in denen die ›Magellan‹ beschleunigte, garantiert nicht zu fließen anfangen wie ein Gletscher.

»Da ist er.« Loren stand mit Brant Falconer am Rand des Beckens und schaute durch eine Lücke in dem Teppich von verfilzten Meerespflanzen hinunter. Das Geschöpf, das den Tang fraß, war ungefähr nach dem gleichen Plan gebaut wie ein irdischer Hummer – war aber mehr als doppelt so groß wie ein Mensch.

»Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?« »Nein«, antwortete Brant zutiefst überzeugt. »Und das tut mir auch überhaupt nicht leid. Was für ein Ungeheuer! Wie haben Sie es gefangen?«

»Überhaupt nicht. Es ist vom Meer her durch den Kanal hereingeschwommen – oder – gekrochen. Dann hat es den Tang entdeckt und beschlossen, sich zum Mittagessen einzuladen.«

»Kein Wunder, daß es solche Scheren hat. Diese Stengel sind wirklich zäh.«

»Tja. Wenigstens ist es Vegetarier.«

»Ich weiß nicht, ob ich das wirklich herausfinden möchte.«

»Ich hatte gehofft, Sie könnten uns etwas darüber erzählen.«

»Wir kennen nicht den hundertsten Teil der Wesen, die im lassanischen Meer leben. Eines Tages werden wir Forschungs-U-Boote bauen und ins tiefe Wasser vordringen. Aber es gibt so viele andere Prioritäten, und es interessieren sich auch nicht genügend Leute dafür.«

Das wird sich bald ändern, dachte Lorenson grimmig. Mal sehen, wie lange es dauert, bis Brant selbst dahinterkommt …

»Wissenschaftsoffizier Varley hat in den Aufzeichnungen nachgesehen. Sie sagt, daß es vor Millionen von Jahren auf der Erde etwas sehr Ähnliches gegeben hat. Die Paläontologen haben ihm einen schönen Namen zugeteilt – Meeresskorpion. Diese alten Ozeane müssen aufregende Gegenden gewesen sein.«

»Genau das, was Kumar gerne jagen würde«, sagte Brant. »Was werden Sie damit anfangen?«

»Genau studieren und dann freilassen.«

»Wie ich sehe, haben Sie es schon etikettiert.«

Brant hat es also bemerkt, dachte Loren. Nicht schlecht.

»Nein – das haben wir nicht. Sehen Sie nur genauer hin!«

Brant machte ein verdutztes Gesicht, als er an der Seite des Beckens niederkniete. Der Riesenskorpion beachtete ihn überhaupt nicht, sondern schnippelte weiter mit seinen bedrohlichen Scheren den Seetang ab.

Eine dieser Scheren war nicht ganz so, wie die Natur sie vorgesehen hatte. Um das Scharnier der rechten Zange war mehrmals eine Drahtschlinge herumgebogen, wie ein primitives Armband.

Brant erkannte den Draht. Die Kinnlade fiel ihm herunter, und einen Augenblick lang fand er keine Worte.

»Ich habe also richtig geraten«, sagte Lorenson. »Jetzt wissen Sie, was mit Ihrer Fischfalle passiert ist. Ich glaube, wir sollten noch einmal mit Dr. Varley sprechen – von Ihren eigenen Wissenschaftlern ganz zu schweigen.«



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