Das Licht der Welt: Historischer Roman (German Edition) by Daniel Wolf

Das Licht der Welt: Historischer Roman (German Edition) by Daniel Wolf

Autor:Daniel Wolf [Wolf, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-12-29T05:00:00+00:00


November 1224

METZ

Als die Stadtmauern von Metz in Sicht kamen, nahm Isabelle einen tiefen Atemzug. Nun würde sich zeigen, ob Évrard Bellegrée seinen Drohungen Taten hatte folgen lassen.

Einige Tage nach dem Jahrmarkt hatte sie eine Nachricht von Robert Michelet erhalten. Robert ließ sie wissen, die Benediktinerabtei Saint-Arnoul habe eine große Menge Salz bei ihm bestellt. Leider könne er die Abtei nicht beliefern, denn sämtliches Salz, das er auf der Messe besorgt hatte, sei bereits verkauft. Er bat Isabelle, die Ware schnellstmöglich nach Metz zu bringen.

Michel und sie hatten lange überlegt, ob es nicht klüger wäre, die Handelsfahrt angesichts der gegenwärtigen Lage zu verschieben. Schlussendlich hatte Isabelle entschieden, es zu wagen. Saint-Arnoul war einer ihrer wichtigsten Geschäftspartner – sie konnten es sich nicht erlauben, einen solchen Kunden zu verprellen. Also hatte sie das gewünschte Salz auf den Wagen geladen und war nach Norden aufgebrochen.

Isabelle zügelte den Ochsen und fuhr langsamer, als sie sich dem Stadttor näherte. Kaum erblickte sie die feindseligen Gesichter der Wachen, wusste sie, dass ihr Ärger bevorstand.

»Kommt Ihr aus Varennes-Saint-Jacques?«, bellte einer der Männer.

»Ich bringe Salz für die Abtei Saint-Arnoul. Tut es etwas zur Sache, wo ich herkomme?«

»Das entscheiden wir. Also – ja oder nein?«

Sie seufzte innerlich. »Ja, wir kommen aus Varennes.«

»Runter vom Wagen«, befahl der Torwächter.

Sie stieg ab und trat zu ihren Knechten und den beiden Söldnern, während die Wächter begannen, ihre Ware zu durchsuchen. Dabei sprangen sie nicht sonderlich rücksichtsvoll mit den Fässern um.

»Passt auf damit«, sagte Isabelle scharf. »Wenn das Salz nass wird, stelle ich es Euch in Rechnung.«

»Das will ich sehen«, meinte der Stadtknecht höhnisch.

Ein Zöllner und zwei Sergeanten der Treize jurés tauchten auf. Die beiden Männer trugen Waffenröcke in den Farben der Republik Metz, Schwarz und Weiß, und waren mit versilberten Ruten bewaffnet, Insignien ihres Amtes, das darin bestand, die Treize, den Schöffenmeister und andere hochrangige Amtsträger in jeder erdenklichen Weise zu unterstützen.

Der Zöllner schätzte den Warenwert. Als er den Einfuhrzoll nannte, verschlug es Isabelle für einen Moment die Sprache.

»Dreißig Sous? Seid Ihr von Sinnen? Das grenzt ja an Straßenraub! Ich zahle Euch anderthalb pro Fass wie immer und keinen Denier mehr.«

»Bedaure«, sagte der Zöllner mit einem schmierigen Grinsen. »Aber seit Allerheiligen gelten Sonderzölle auf Waren aus Varennes. So haben’s die Dreizehn beschlossen.«

Isabelle verkniff sich eine beißende Erwiderung, denn die Sergeanten warteten gewiss nur darauf, sie für die Beleidigung eines Amtmannes zu belangen. Mit zusammengekniffenen Lippen zählte sie dem Zöllner die Münzen in die Hand. Da geht er hin, der Gewinn.

»Außerdem ist es Besuchern aus Varennes verboten, Waffen nach Metz einzuführen«, erklärte einer der Sergeanten. »Händigt uns sofort alle Schwerter, Äxte und Spieße aus. Bei Eurer Abreise könnt Ihr die Waffen beim Schöffenmeister abholen.«

»Tut, was er sagt«, wies Isabelle ihre Leute an.

Als die Sergeanten alle Waffen eingesammelt hatten, trat einer zu Yves. »Den Dolch da auch.«

»Das ist ein Messer – bist du blind?«, knurrte der stämmige Knecht.

»Yves«, sagte Isabelle, doch ihre Warnung kam zu spät. Der Sergeant griff dem Knecht an den Gürtel, um ihm das Messer wegzunehmen. Yves hielt seine Hand fest.

»Pfoten weg, oder ich brech dir den Arm.



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