Das Letzte Einhorn by Beagle Peter S

Das Letzte Einhorn by Beagle Peter S

Autor:Beagle, Peter S. [Beagle, Peter S.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783608952049
Google: w_WHAAAACAAJ
Amazon: 3608952047
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 1968-01-01T23:00:00+00:00


Was ist das nur, was mir geschieht? Was ist das nur, was mir geschieht? Ich weiß nicht, soll ich mich fürchten, soll ich mich freuen? Was ist das nur, was mir geschieht?

Sie durchschritten den gepflasterten Schloßhof, suchten zwischen aufgehängter Wäsche 'die kalt ihre Gesichter streifte, einen Weg. Durch eine kleine Tür gelangten sie in eine Halle, die so groß war, daß in der Dämmerung weder Wände noch Decke erkennbar waren.

Mächtige Steinsäulen sprangen die sich mühsam Vorwärtstastenden an, zogen sich wieder zurück, ohne auch nur für einen Augenblick deutlich zu werden. In dem riesigen Raum hallte sogar der Atem wider. Das Trippeln anderer, kleinerer Wesen klang genau so laut und deutlich wie die eigenen Schritte. Molly Grue hielt sich dicht an Schmendrick.

Nach dieser großen Halle kamen sie durch eine weitere Tür an eine enge Treppe. Je höher sie stiegen, desto enger und enger wand und krümmte sich diese Treppe, bis es schien, als drehte sich jeder Schritt um sich selbst. Es war stockdunkel. Der Turm schloß sich wie eine schweißige Faust um sie; das Dunkel glotzte sie an, betastete sie, roch nach Regen und Hunden.

In der Tiefe erscholl ein dumpfes Grollen. Der Turm erzitterte wie ein auf Grund laufendes Schiff, antwortete mit einem ächzenden Wehklagen seiner Steine. Die drei Wanderer schrieen auf, bewahrten auf der wackelnden Wendeltreppe mühsam das Gleichgewicht, doch ihr Führer eilte wortlos weiter. Der jüngere Mann flüsterte der Lady Amalthea zu: »Hab keine Angst, das ist nur der Stier!« Das Grollen wiederholte sich nicht.

Der Wächter an der Spitze blieb unvermittelt stehen, holte von einer unsichtbaren Stelle einen Schlüssel und steckte ihn scheinbar willkürlich in die glatte Wand. Ein Teil der Wand schwang nach innen, und die kleine Prozession marschierte in eine enge, niedrige Kammer. Die Kammer enthielt ein Fenster und einen Stuhl, der vor der gegenüberliegenden Wand stand. Es gab weder Möbel noch Teppiche, keine Vorhänge und keine Wandbehänge. In dem Raum befanden sich fünf Menschen, ein großer Stuhl und das mehlige Licht des heraufziehenden Neurnondes.

»König Haggards Thronsaal«, sagte der Wächter. Der Zauberer packte ihn beim gepanzerten Ellenbogen, drehte ihn um, bis sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. »Das ist eine Zelle, ein Grabgewölbe. Kein lebender König sitzt hier auf seinem Thron. Führ' uns zu Haggard, wenn er noch am Leben ist!«

»Das mußt du selber beurteilen«, erwiderte die scharrige Stimme der Wache. Er band seinen Helm los, hob ihn von seinem grauen Haupte. »Ich bin König Haggard. «

Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie die Hörner des Roten Stieres. Er war größer als Schmendrick, und obgleich sein Gesicht gefurcht und gerunzelt war, lag weder Freundlichkeit noch Milde darin. Es war der Kopf eines Hechtes, lange, gerade Kinnladen, harte Wangen, ein sehniger, kraftstrotzender Nacken. Er mochte siebzig Jahre alt sein, achtzig oder noch älter. Der andere Wächter trat hinzu, seinen Helm unterrn Arm. Molly Grue schnappte nach Luft, als sie sein Gesicht sah: es war das freundliche, zerknitterte Gesicht des jungen Prinzen, der ein Journal gelesen hatte, während seine Prinzessin versuchte, ein Einhorn herbeizulocken. König Haggard sagte: »Das ist Lir.



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