Das Labyrinth der Zeit by Patrick Lee

Das Labyrinth der Zeit by Patrick Lee

Autor:Patrick Lee
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783644480018
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2012-11-30T23:00:00+00:00


23

Travis und Paige saßen an einer Fensterfront mit Blick auf die Wüste, während Bethany etwa zehn Meter entfernt mit einem einsamen Mitarbeiter am Flugkartenschalter verhandelte. Von ihnen abgesehen war das Privat-Terminal menschenleer.

Travis wandte sich mit gedämpfter Stimme an Paige: «Da ist noch etwas aus der Baltimore-Erinnerung, was ich dir bisher verschwiegen habe.»

Er berichtete ihr Wort für Wort, was Ruben Ward in der finsteren Gasse gesagt hatte, und beobachtete anschließend ihre Reaktion. Paige blickte schweigend auf die Wüste hinaus, vielleicht auch nur auf das Glas einen Meter vor ihr, während sie über das Gehörte nachdachte.

«Filter», sagte sie dann. «Was könnte das sein? Etwas, das die Pforte selbst bewirkt? Etwas, das bei einer Person eine Art wesensmäßige Veränderung auslöst, ähnlich wie die Portalstimmen?»

«Diese Frage habe ich mir auch gestellt», sagte Travis. «Aber mehr fällt mir dazu einfach nicht ein, wenn ich mir Wards Worte vergegenwärtige.»

Paige wiederholte im Flüsterton Wards letzte Äußerung: «Wer von der Wirkung betroffen ist, trägt keine Schuld. Nicht direkt zumindest. Weil sich unter den falschen Umständen jeder am Ende zum schlimmsten Menschen auf Erden entwickeln könnte.» Sie wandte sich Travis zu. «Du glaubst, das bezieht sich auf dich. Du glaubst, der Filter ist … diese Sache.»

Travis starrte auf ein trockenes Gestrüpp, das sich draußen am Fuß des Fensters behauptete. Der Wind peitschte es unaufhörlich gegen das Glas.

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht so wäre», sagte er schließlich.

Paige schwieg eine ganze Weile, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. «Vielleicht geschieht es ja jetzt gar nicht. Der Zeitablauf, in dem wir uns befinden, unterscheidet sich doch vollkommen von dem anderen – dem, von dem aus du und ich unsere Botschaften zurückgesandt haben, meine ich. Alles hat sich verändert. In der jetzigen Version der Geschehnisse besteht Tangent schließlich gar nicht mehr. Vielleicht ist das, was da noch geschehen sollte, damit bereits durchkreuzt worden.»

«Das Flüstern hat mir den Eindruck vermittelt, es wäre unvermeidlich – und das Flüstern hat sich eigentlich niemals geirrt.»

Kurz starrten sie beide stumm zum leeren Horizont. Hinter ihnen spulte Bethany gerade eine längere Zahlenfolge herunter, wahrscheinlich eine Kontonummer oder Ähnliches, was mit ihrer Tarnidentität zusammenhing.

«Die Anweisung, die von deinem zukünftigen Ich in die Gegenwart gesandt wurde», begann Travis und sah Paige an, ehe er fortfuhr. «Denkst du je darüber nach, ob du sie eventuell in die Tat hättest umsetzen sollen?»

Sie wandte ihm das Gesicht zu und erwiderte dann mit fester Stimme: «Nein, nie.»

Es war nicht zu übersehen, wie sehr sie sich von seiner Frage gekränkt fühlte. Oder bereits von dem Umstand, dass er überhaupt nur darüber nachdachte.

«Über diesen Teil wissen wir immerhin etwas», sagte sie. «Wir wissen, dass die Meinungsverschiedenheit zwischen uns – in jener Zukunft – auf einem Missverständnis beruht. Egal, was du im Einzelnen tust, ich fasse es falsch auf. Stütze mich bei meiner Reaktion auf begrenzte Informationen – weil du mir, anscheinend, Informationen vorenthältst. Etwas, das du mir zu dem Zeitpunkt nicht anvertrauen kannst.»

«Genau diesen Teil verstehe ich am wenigsten», sagte Travis. «Bei etwas so Wichtigem wärst du doch die Erste, mit der ich darüber reden würde.



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