Das Labyrinth by Martin Cruz Smith

Das Labyrinth by Martin Cruz Smith

Autor:Martin Cruz Smith
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2011-11-20T23:00:00+00:00


In einem polnischen Secondhandshop südlich des Bahnhofs fand Arkadi eine mechanische Schreibmaschine mit runden Tasten, einem schäbigen Plastiküberzug und kyrillischen Buchstaben. Er drehte sie um. Auf dem Boden war eine Militärnummer eingestanzt.

»Rote Armee«, sagte der Ladenbesitzer. »Sie verlassen Ostdeutschland, und was die Kerle nicht für sich selbst abzweigen, verkaufen sie. Sie würden ihre Panzer verkaufen, wenn sie könnten.«

»Kann ich sie mal ausprobieren?«

»Nur zu.« Der Ladenbesitzer hatte sich bereits einem besser gekleideten, verheißungsvolleren Kunden zugewandt.

Aus seiner Jacke zog Arkadi ein Bündel zusammengefalteter Briefbögen und spannte ein Blatt in die Maschine ein. Die Bögen mit dem Briefkopf des Sowjetischen Konsulats samt Hammer und Sichel in goldenen Ähren stammten von Federows Schreibtisch. Arkadi hatte daran gedacht, den Brief auf deutsch zu schreiben, aber seine Kenntnisse der lateinischen Schrift waren nur ungenügend. Außerdem legte er Wert auf einen flüssigen Stil, so daß nur Russisch in Frage kam.

Er schrieb:

»Lieber Herr Schiller, mit diesem Schreiben erlauben wir uns, Ihnen Chefinspektor A. K. Renko vorzustellen, einen Mitarbeiter des Moskauer Oberstaatsanwalts. Renko ist beauftragt, Fragen in bezug auf ein geplantes Jointventure zwischen bestimmten sowjetischen Körperschaften und der deutschen Firma TransKom Services, insbesondere die Angaben ihres Bevollmächtigten, Herrn Boris Benz, zu klären. Da die Aktivitäten von TransKom und Benz geeignet sind, sowohl die sowjetische Regierung als auch die Bayern-Franken Bank in einem zweifelhaften Licht erscheinen zu lassen, liegt es, wie wir glauben, in unserem gemeinsamen Interesse, die Angelegenheit so schnell und diskret wie möglich einer Lösung zuzuführen.

Mit den besten Wünschen und vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebener G. I. Federow.«

Der Schluß erschien Arkadi besonders federowisch. Er zog den Bogen aus der Maschine und unterzeichnete ihn schwungvoll.

»Sie funktioniert also?« rief der Ladenbesitzer.

»Erstaunlich, nicht?« sagte Arkadi.

»Ich kann Ihnen einen guten Preis machen. Einen ausgezeichneten Preis.«

Arkadi schüttelte den Kopf. Die traurige Wahrheit war, daß er es sich nicht leisten konnte, überhaupt etwas zu kaufen.

»Haben Sie viele Abnehmer für russische Schreibmaschinen?«

Der Besitzer mußte lachen.



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