Das Komplott der Unbekannten by Martin

Das Komplott der Unbekannten by Martin

Autor:Martin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-28T05:00:00+00:00


Kapitel 9

Ich kann nicht gerade behaupten, daß ich Donnerstag nacht gut geschlafen hätte. Wenn ich überhaupt geschlafen habe. Ich machte mir Sorgen, Sorgen und noch mal Sorgen. Und ich drehte und wälzte mich hin und her, und ich rollte mich in die Laken ein und wieder raus und warf sie auf den Boden und stand auf und zog sie wieder aufs Bett und machte mir noch ein paar Sorgen.

Ich hörte, wie Harry im Wohnzimmer mit jemandem in Tierra del Fuego sprach. Er hatte erst gar nicht versucht zu schlafen.

Das Problem war, daß es in meinem Job zumindest nicht völlig ausgeschlossen ist, daß auf einen geschossen wird, auch wenn das alles andere als spaßig ist. Aber daß meine Familie mit hineingezogen wurde, war nicht vorgesehen. Es war nicht vorgesehen, daß jemand auf mich schoß, wenn ich dienstfrei hatte; es war nicht vorgesehen, daß jemand auf meine Kinder schoß.

Wir konnten Hal doch nicht von der Schule nehmen, und ich konnte weiß Gott nicht ständig bei ihm sein, wenn er dort war, aber wie sollte ich arbeiten, wenn er so gefährdet war? Ich wollte mir bloß noch Sorgen machen.

Nach etlichen hektischen Telefonaten hatten wir uns überlegt, daß Harry, der verspätet zur Arbeit kommen konnte, ohne daß großartig Fragen gestellt wurden, Hal zur Schule fahren und sicher ins Gebäude bringen würde. Die Direktorin und andere vom Schulkollegium wußten inzwischen Bescheid – wir hatten sie angerufen –, und falls irgendein unbekannter Erwachsener auftauchte, würden sie umgehend die Polizei von Keller verständigen, wo man ebenfalls Bescheid wußte. Sammys Eltern, die auf einer abgelegenen Milchfarm wohnten, würden Hal und Sammy abholen, und die Jungs konnten dann draußen bei den Kühen und Milchschafen herumtoben, bis Harry oder ich Hal wieder abholten. Kein Fremder konnte sich dem Melkstall, der auf einem einsamen Hügel steht, auf weniger als eine Meile nähern, ohne sofort entdeckt zu werden.

Die nächste Sorge war Becky. Natürlich ist sie nicht so auffällig wie Hal – sie ist halb Komantschin und könnte ohne weiteres für eine groß gewachsene Mexikanerin gehalten werden. Komantschen und Mexikaner – vor allem Mexikaner – sind in Fort Worth ein ganz alltäglicher Anblick. Sie würde mit ihrem eigenen Wagen fahren, und die Firma, in der sie arbeitet, hat einen umzäunten Parkplatz mit Parkwächter, an dem man vorbeimuß. Doch nur für den Fall, daß sie – wer immer »sie« sein mochten – Beckys Wagen gesehen hatten, überredete ich sie, auf Umwegen zur Arbeit zu fahren. Beach Street zur Saginaw-Watauga Road – ich meine, Great Western Parkway; eines Tages gewöhne ich mich schon noch dran – und dann nach links auf diesen angeblichen Parkway, bis zum Denton Highway und rüber nach Belknap, statt nach rechts auf die 35, was direkter wäre, und von da ins Geschäftsviertel. Auf dieser Strecke gibt es keine einsamen Straßenabschnitte, wo man ihr auflauern könnte, sagte ich zu Harry, und er sagte: »Deb, ich glaube, du machst dir zuviel Sorgen.«

»Spinnst du?« fragte ich. »Nachdem das passiert ist –«

»Deb, sie hatten es auf dich abgesehen. Ich halte es für reinen Zufall, daß Hal im Wagen war.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.