Das Herz im Glas: Ein Blutmagie-Roman (German Edition) by V. Haderer Katharina

Das Herz im Glas: Ein Blutmagie-Roman (German Edition) by V. Haderer Katharina

Autor:V. Haderer, Katharina [V. Haderer, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-07-10T22:00:00+00:00


Sie kam wie versprochen, seine Sachen zu einem Bündel verschnürt. Das Einzige, das nicht ihm gehörte, war ein Fläschchen aus bläulichem Glas, welches sie ihm in die Hand drückte. „Trinkt das.“

Misstrauisch beäugte er die Phiole. „Was ist das?“

„Damit färbe ich meine Haare.“

Verwundert hob er die Augenbrauen, entkorkte allerdings widerstandslos das Fläschchen. „Wie lange hält der Effekt an?

„Einen Tag, manchmal zwei. Es kommt darauf an, wie schnell Euer Körper die Magie abbauen kann.“

Caedes setzte die Flasche an die Lippen und fragte sich, ob er nun als Blondine aus dem Anwesen schleichen müsste. Die Flüssigkeit schmeckte schal und unspektakulär, er spürte keine Veränderung.

Iox hatte sich währenddessen ein Tuch geschnappt und wischte sich das Blut vom Gesicht.

„Ich werde gehen“, sagte Caedes. „Ich hole meine Schwester und verlasse die Stadt.“

Iox nickte. „Das ist eine gute Idee.“ Sie rieb sich mit dem Lappen über die Wangen, das Blut klebte im Ansatz ihrer Stirnfransen.

Schweigend trat Caedes heran, fasste nach dem Lappen und entfernte es. Das Rot verschwand, doch er machte weiter. Strich ihr über Kinn und Lippen, während sie ihn aus großen Augen ansah.

Er betrachtete die freigelegte Fläche. Der Lippenstift hatte rosarote Wolken hinterlassen, aber nicht die gesamte Rötung stammte von künstlicher Farbe. Iox war geschlagen worden. Nicht bloß von Uma – von Nestor, von Michaelis, von all den anderen Männern, die sie besuchten.

Er machte weiter, entledigte Iox aller Puderschichten, bis er fertig war – und erkannte, dass er einen Fehler begangen hatte.

Das Gesicht Iox’ war zum Vorschein gekommen. Die goldgelbe Haut war an Nase, Stirn und Kinn mit dunklen Flecken und Sommersprossen übersät, als hätte sich die Dämmerung darin verfangen. Die gesenkten Lider warfen Schatten über ihre Wangen. Da waren Linien an ihrem Mund, von denen Caedes nicht genau sagen konnte, ob sie von Lachen oder Weinen stammten. Lippenstiftreste verfingen sich auf verkrusteten Lippen.

Er kippte ihren Kopf zur Seite. Sie mied es, ihn anzusehen, doch das Goldgelb ihrer Augen stach zwischen den Wimpern hervor.

Nun lag dieses ioxsche Gesicht vor ihm, in allem Licht und Schatten. Es wirkte älter, weiser und lebendiger, von Falten, Wunden und dem Leben gezeichnet. Und er wusste, dass Uma zufällig die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie diese Frau zu ihm sandte.

Er hasste sich selbst dafür. Er hasste sich und den Rest der Welt dafür, dass er dieses Mädchen mochte.

„Lebe wohl, Iox.“

Müde drehte er sich um und schlurfte davon. Er traf auf niemanden, als er das Anwesen verließ – er hatte Glück, denn er hätte nicht die Kraft gehabt, zu fliehen.



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