Das Haus Zamis 049 - Der Alchemist by Michael Marcus Thurner & Simon Borner

Das Haus Zamis 049 - Der Alchemist by Michael Marcus Thurner & Simon Borner

Autor:Michael Marcus Thurner & Simon Borner
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Hexen, Mystery, Horror, Dämonen, Dorian Hunter
ISBN: 9783955722494
Herausgeber: Zaubermond
veröffentlicht: 2017-01-27T00:00:00+00:00


Zweites Buch: Der Alchemist

Der Alchemist

von Simon Borner

nach einem Exposé von Uwe Voehl

1.

Coburg, 1628

Der Raum war winzig und nahezu vollkommen finster. Er roch nach Erde, nach Moder und nach absoluter Verdammnis. Margarethe Ramhold stand auf seiner Schwelle und spürte, wie der letzte Rest Hoffnung sie verließ.

Wobei: Sie stand nicht wirklich. Sie konnte längst nicht mehr stehen. Zwei Wachen – grobschlächtige Gesellen mit tumben Mienen und einem Vokabular, das ausschließlich aus Grunzen und Gebrumm zu bestehen schien – stützten sie an beiden Seiten, denn die langen Tage unmenschlicher Folter hatten ihr fast die letzte Kraft geraubt. Ihr Körper … Er existierte eigentlich schon nicht mehr. Er war wund geworden, eine einzige, ewig schmerzende Wunde.

Und morgen früh würde der Schmerz aufhören. Ein für alle Mal.

Morgen früh, wenn sie starb.

'Irgendwelche letzten Worte?', fragte der Vorgesetzte der tumben Mienen. An seinen Namen konnte sich Margarethe nicht mehr erinnern, doch das sadistische Funkeln in seinem Blick würde sie nie vergessen. Nicht einmal im Tod. 'Irgendwelche finalen Bittgesuche, bevor wir Euch Eurer letzten Nacht auf Erden überlassen?'

Es waren rhetorische Fragen. Niemand scherte sich darum, ob sie sie beantwortete. Und Margarethe hatte nicht die Absicht – Schmerz hin, Schmerz her –, ihren Peinigern die Genugtuung zu geben. All die Tage hatte sie nicht ein einziges Mal um Gnade gefleht. Sie würde es auch nun nicht tun.

'Dann also nicht', sagte der Vorgesetzte. Beinahe klang er enttäuscht. Dann nickte er seinen zwei Gehilfen zu.

Prompt beendeten diese ihren Einsatz: Sie ließen Margarethe los und gaben ihr, just als ihr schon die Knie einzuknicken drohten, einen kräftigen Schubs. Hilflos und wehrlos taumelte die alte, in schmutzige Fetzen gewandete Frau ins Dunkel der modrigen Kerkerzelle. Zwei Schritte, drei, dann kapitulierten ihre Beine vor der Schwäche, die jede Faser ihres Seins übernommen zu haben schien. Margarethe sackte nach unten weg und fiel wie ein nasser Sack zu Boden.

Sie hörte die Männer noch lachen, als sie die schwere Zellentür schon geschlossen hatten.

Margarethe war allein.

Sie schloss die Augen vor der Welt und atmete tief durch. Der Schmerz war gewaltig, das schon – nach all den Schnitten und Stichen, Hieben und Schrauben der vergangenen Tage gab es kaum eine Stelle an ihrem Leib, die nicht höllisch wehtat –, doch er kümmerte sie nicht groß. Nicht mehr. Der Schmerz war ihr zur Normalität geworden, so bitter das auch klang. Er war allgegenwärtig und immerdar. Unvermeidlich. Und genau deswegen war er auch keinen weiteren Gedanken wert.

Stattdessen … dachte sie an den Raum, in dem sie gelandet war. Den Ort ihrer letzten Nacht auf Erden. Sie spürte die kalten Steine unter sich, roch den Dreck in den Kerkerecken, hörte das leise Rascheln von Nagetierfüßen drüben im Stroh.

So ist es also gekommen, dachte sie, und beinahe musste sie lachen. Die Situation war einfach vollkommen absurd. Und so wird es also enden.

Bereute sie? Jeder einzelne Folterknecht hatte ihr diese Frage gestellt; jeder Pfaffe und jeder Ankläger, der zu ihr vorgelassen worden war. Sie hatte stets verneint und behauptet, es gebe nichts zu bereuen. Aber stimmte das auch? Stimmte es noch immer –



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