Das Haus in Portofino by Brigitte D'Orazio

Das Haus in Portofino by Brigitte D'Orazio

Autor:Brigitte D'Orazio [D'Orazio, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783955207618
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2014-06-17T22:00:00+00:00


***

Eine elegante Dame kam ihr auf der Terrasse des Luxushotels Splendido entgegen, und Claire brauchte einen Moment, um ihre Mutter zu erkennen. Tatsächlich hatte Monika Hartmann in etwas mehr als einer Woche eine wundersame Verwandlung erfahren. Aus der Frankfurter Hausfrau mit Hang zu legerer Kleidung war eine weltgewandte Lady im burgunderroten Zweiteiler geworden.

»Hallo Schätzchen«, flötete sie, spitzte die im selben Ton bemalten Lippen und hauchte Claire einen Kuss auf die Wange. »Da staunst du, was? Das kommt davon, wenn man sich innerhalb von zehn Tagen überhaupt nicht bei seiner Mutter meldet. Ich musste einfach kommen und nach dem Rechten schauen.«

»Mama.« Mehr brachte Claire im Moment nicht heraus. Sie ließ sich zu einem schattigen Tisch bringen, setzte sich und versuchte, mit der Überraschung fertig zu werden. Am besten funktionierte das, wenn sie ihre Gedanken der Reihe nach sortierte und dabei gleich die ersten beiden Schocks dieses Tages mit einbaute. Nummer eins: Ihr Vater war abgereist und hatte ihr eine Bruchbude als Unterkunft angeboten. Nummer zwei: Mario Maceri, der Mann, den sie schon bei ihrem ersten Zusammentreffen Vulkan nach dem römischen Feuergott getauft hatte, entpuppte sich als direkter Nachbar. Und nun Nummer drei: Ihre Mutter tauchte ohne Vorankündigung in Portofino auf, und wäre sie nicht auf sie zugegangen, so hätte Claire sie nicht erkannt.

Verflixt! Es half nichts! In ihrem Kopf purzelten die Gedanken schon wieder wie wild durcheinander.

»Deine Haare«, stammelte sie. »Was hast du mit deinen Haaren gemacht?«

»Gefällt’s dir?« Monika Hartmann fuhr sich durch den neuen, kurzen Haarschopf. »Meine Friseurin meint, der Schnitt macht mich um zehn Jahre jünger, und die goldenen Strähnen auch. Somit wäre ich jetzt achtunddreißig.« Sie lachte dazu ein tiefes, kehliges Lachen, das ebenfalls neu war und in Claires Ohren unerhört erotisch klang. Dann beugte sie sich vor. »Und guck dir mal die Augenpartie an. Ich war vorhin im Kosmetiksalon des Hotels. Die haben mir so’n Zeug draufgeschmiert, das wahre Wunder wirkt, findest du nicht?«

Claire nickte und entspannte sich ein wenig. Der flapsige Ton passte zu der Mutter, die sie kannte.

»Und warum das alles?«, fragte sie. In Wirklichkeit brannte ihr eine ganz andere Frage auf der Zunge, und ihre Mutter, die schon immer ihre Gedanken erraten konnte, antwortete auf beide: »Erstens war ich der Meinung, dass ich mir für Portofino eine Rundum-Erneuerung gönnen muss. Zweitens bin ich gar nicht so arm, wie du denkst.«

Damit konnte Claire nicht viel anfangen, aber Monika hob gebieterisch die frisch manikürte Hand und sagte: »Davon reden wir ein anderes Mal. Jetzt erzähl mir endlich alles über Richard. Wie sieht er aus? Ist er alt geworden?«

»Er ist gar nicht mehr da«, platzte Claire heraus und sah, wie ihre Mutter blass wurde. Das ist es also, dachte sie. Ich bin gar nicht der Grund für ihre Reise und ihre Verwandlung. Zumindest nicht der einzige.

»Wo … wo ist er denn hin?«

»Nach München, in die Geschäftszentrale. Weißt du, er ist der Meinung, dass alles zusammenbricht, wenn er mal eine Weile nicht da ist.«

»Typisch Ricky«, murmelte Monika Hartmann.

»Ricky? Du nennst ihn Ricky?« Der kühle, arrogante Richard von Wenningstedt und ein solcher Spitzname – das passte in Claires Augen nicht zusammen.



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