Das Grauen in dir – Die Profilerin by Dania Dicken

Das Grauen in dir – Die Profilerin by Dania Dicken

Autor:Dania Dicken [Dicken, Dania]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-4216-1
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2017-03-27T22:00:00+00:00


6

»Danke, Andy«, sagte Fergus und ging langsam mit der Teetasse zu Andrea. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt, die Hände in den Haaren vergraben und kämpfte immer noch gegen die Tränen. Sie hasste es, so anfällig für solche Dinge zu sein. Das hatte über die Jahre sogar zugenommen. Als Jonathan Harold so etwas zu ihr gesagt hatte, hatte sie es noch abgetan als vollkommen logische Handlung. Aber er war eine Erinnerung in ihrem Kopf. Eine, die wehtat, wenn man an ihr rührte, wie Burke es getan hatte.

Aber sie konnte ja auch nicht aufhören. Konnte sie nie. Sie musste sich das ja stets anhören. Warum eigentlich?

»Ich glaube, ich versuche immer, herauszufinden, was alles ins Spektrum des menschlichen Verhaltens fällt«, beantwortete sie sich die Frage laut. Fergus reichte ihr den Tee und schien diese Aussage völlig logisch zu finden.

»An dem Punkt war ich auch schon einmal.« Er setzte sich neben sie und legte die Hände ineinander, dann sah er sie an. »Als ich damals vor Andrews Leiche stand, habe ich mich auch gefragt, was eigentlich das Böse ist und wer so etwas zu tun in der Lage ist. Und Burke, wie er da sitzt, bestätigt meine wildesten Fantasien. Vorhin habe ich mich ja gefragt, ob er absichtlich übertreibt.«

»Nein«, sagte Andrea bitter. »Sadisten von dem Kaliber lieben es, sich mit ihren Untaten zu brüsten. Sie ergötzen sich an den Folterqualen ihrer Opfer, konservieren sie, durchleben sie immer wieder. Es erregt sie in jeder Weise. Jonathan Harold hat das damals auch schon getan. Er wollte, dass ich dabei zusehe …« Andrea atmete tief durch. »Ich sollte zusehen, als er meine Freundin vergewaltigt hat. Und als sie tot war, da hat er sich ganz auf mich konzentriert und mir voller Stolz erzählt, wie er die anderen vor mir langsam umgebracht hat und dass er glaubt, ich könnte länger durchhalten. Er hatte ja erprobt, wie das alles funktioniert – irgendwann war er auf die offensichtliche Idee gekommen, dass es vielleicht ratsam sein könnte, seine Opfer trinken zu lassen …«

»Das hat er dir erzählt?«, fragte Fergus ungläubig.

»Ja, als er vor mir stand und mir Wasser gegeben hat«, sagte Andrea.

Er stierte zu Boden. »Verdammte Scheißkerle sind das.«

»Allerdings.« Andrea nahm vorsichtig einen Schluck Tee und beobachtete Andy, der hektisch telefonierte. Burkes Anwalt war unterwegs.

Nachdem sie aus dem Verhörraum gestürmt war, hatte Fergus sie in Empfang genommen, aber sie hatte ihn barsch abgewiesen und sich zitternd in eine Ecke gesetzt. Bis jetzt hatte er sie in Ruhe gelassen, wofür sie ihm sehr dankbar war.

Wenn sie sich vorstellte, dass Burke das mit Kindern getan hatte …

Sie schluckte schwer und stellte die Teetasse vor sich auf den Boden. Die Tränen kamen plötzlich und unaufhaltsam. Andrea ließ den Kopf hängen und kämpfte nicht länger dagegen an, sondern weinte stumm. Erst als ihr eine Träne von der Wange tropfte, bemerkte Fergus es.

»Oh, nicht doch«, sagte er und reichte ihr in einer rührenden Geste ein sauberes Taschentuch aus seiner Hosentasche. »Es tut mir leid, Andrea. Mir wäre es recht, wenn du jetzt damit aufhörst.



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