Das Gesundheits-Rezept by Hansen Anders; Sundberg Carl Johan

Autor:Hansen, Anders; Sundberg, Carl Johan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Goldmann TB - Modernes Leben
veröffentlicht: 2016-11-09T12:17:35+00:00

Die Kluft zwischen unserer jahrtausendealten genetischen Ausstattung und unserer heutigen Lebensweise schafft natürlich Probleme.

Mehr Fragen als Antworten?

Heutzutage wird viel geforscht über den Zusammenhang zwischen Genetik und körperlicher Aktivität, aber dennoch stehen wir noch ganz am Anfang. Das Wissen über diesen Zusammenhang wird in den nächsten Jahren enorm wachsen, nicht zuletzt, weil der rasche technologische Fortschritt Gentests immer unkomplizierter und billiger gemacht hat.

Welche Antworten können wir von der Genetik künftig erwarten? Werden Sie in zehn Jahren eine Speichelprobe abgeben, 50 bis 100 Euro bezahlen und direkt im Anschluss erfahren, ob Sie die genetischen Voraussetzungen haben, die Weltspitze im Weitsprung zu erreichen, wie Sie auf zehn Wochen intensives Krafttraining ansprechen oder wie groß das Risiko ist, dass Sie einen Tennisarm bekommen?

Im Hinblick auf diese praktischen Fragen sollten Sie sich von der Forschung nicht zu viel erwarten. Der Zusammenhang zwischen Genen und Umwelt ist unglaublich komplex. Einige führende Wissenschaftler sind der Auffassung, dass die Genforschung trotz der zu erwartenden Fortschritte nie in der Lage sein wird, im Detail zu erklären, wie jeder einzelne Mensch auf physische Aktivität reagiert.

Und auch wenn künftig immer mehr Gentests auf den Markt kommen und diese immer mehr Informationen liefern werden, werden wir nicht nur interessante Antworten bekommen. Die Fortschritte der Genetik werfen nämlich auf der anderen Seite viele Fragen auf, nicht zuletzt ethische. Wenn jemand eine ungewöhnliche Genmutation aufweist, die ihn auf einem bestimmten Gebiet überlegen macht, bedeutet das dann, dass man die Teilnehmer künftig daher nicht nach Gewicht, Alter oder Geschlecht einteilen sollte, sondern nach ihren Genen? Was sagt man dann dem Skilangläufer, der nicht Eero Mäntyrantas EPO-Rezeptor hat und deswegen meint, man müsste ihm erlauben, sich das entsprechende Gen zu injizieren, um unter den gleichen Bedingungen zu starten?

Wenn ein Gentest gezeigt hat, dass ein Kind nicht die optimalen genetischen Voraussetzungen hat, um ein erfolgreicher Weitspringer zu werden, das Kind aber auf eine entsprechende Karriere im Spitzensport hinarbeitet, sollte man ihm dann abraten?

Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass Gene in der Regel nicht nur eine einzige Funktion haben. Es könnte durchaus sein, dass Gene, die bei einem Test mit Fokus auf die körperliche Aktivität untersucht werden, eines Tages mit bestimmten Krankheitsrisiken in Verbindung gebracht werden. Was, wenn es sich sogar um eine unheilbare Krankheit handelt? Das würde bedeuten, dass jemand, der zu Trainingszwecken einen Gentest gemacht hat, Informationen bekommt, die er vielleicht gar nicht haben möchte und mit den Folgen leben muss.

Wir werden in naher Zukunft viele gentechnische Werkzeuge zur Verfügung haben – die Frage ist, wie wir sie am besten einsetzen. Nicht selten sieht es so aus, als würde die Entwicklung auf dem Gebiet der Genetik schnellere Fortschritte machen, als unsere ethischen Überlegungen zu den Fragen, die diese Fortschritte aufwerfen. Mehr Informationen über unsere Gene sind nicht automatisch besser.

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