Das fühlt sich richtig gut an! by Olaf Jacobsen
Autor:Olaf Jacobsen [Jacobsen, Olaf]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kamphausen
veröffentlicht: 2015-06-13T16:00:00+00:00
Regel 4: Der Stellvertreter setzt für sich Grenzen
Leidet ein Stellvertreter darunter, wie ein Aufsteller mit ihm umgeht oder dass er Grenzen gesetzt bekommt, dann muss er sich zwar dem Willen des Aufstellers beugen, darf aber aus der Rolle aussteigen und nicht weiter zur Verfügung stehen. Denn der Aufsteller darf nur über diejenigen bestimmen, die ihm für seine Aufstellung auch wirklich zur Verfügung stehen.
Als Svenja die Lehrerin und den Schulleiter aufstellte, fühlte sich ihre Mutter als Stellvertreterin der Lehrerin äußerst unwohl. Auch in so einem Fall kann ein Stellvertreter eine Rolle verlassen und muss nicht weiter zur Verfügung stehen. Wenn jeder Eigenverantwortung trägt, muss die Möglichkeit bestehen, dass jeder für sich Grenzen setzen und sich schützen darf.
Eine weitere Möglichkeit, in unangenehmen Rollen Grenzen für sich selbst zu setzen, besteht darin, eine solche Rolle nicht vollkommen zu übernehmen. Sie können aus der Rolle auch nur „berichten“, wie Sie sich fühlen, und müssen sich nicht hundertprozentig mit dem Gefühl identifizieren oder es ausspielen. Es genügen oft 50 oder auch nur 20 Prozent.
Die Prozenteinteilung gelingt Ihnen durch eine innere Entscheidung, die Sie unterstützen, indem Sie sich innerlich sagen: „Ich spiele die Rolle nur zu 50 Prozent“ oder „Ich stehe dafür nur zu 50 Prozent zur Verfügung“. Anschließend beobachten Sie, wie Ihr Gefühl auf diesen inneren Satz reagiert. Fühlen Sie sich danach nicht besser, sollten Sie vielleicht erwägen, die Rolle vollständig abzugeben, wenn Sie es nicht mehr aushalten.
Menschen, die sehr hellfühlig sind, schnell etwas spüren und sich das erste Mal als Stellvertreter zur Verfügung stellen oder allein eine Aufstellung durchführen, können sehr intensive Gefühle erleben. Es ist deshalb wichtig zu wissen, dass man diese Gefühle nicht grundsätzlich spüren muss. Sich einzufühlen ist eine Möglichkeit; man kann sich auch nur ein wenig oder gar nicht einfühlen; man kann für sich an einem bestimmten Punkt eine Grenze setzen oder für diese Rolle oder dieses Gefühl nach einer gewissen Zeit nicht weiter zur Verfügung stehen und aus der Rolle wieder herausgehen.
Ich wiederhole noch einmal: Wenn ein Stellvertreter für sich eine solche Grenze zieht, dann muss der Aufsteller das achten und diese Grenze akzeptieren bzw. den Stellvertreter gehen lassen.
Manchmal fühlt sich ein Aufsteller verletzt, wenn ein Stellvertreter eine Grenze für sich setzt. Er nimmt es persönlich, sieht sich und seine Aufstellung von diesem Stellvertreter abgewertet und sucht deshalb ein klärendes Gespräch mit ihm. Leider muss sich der Aufsteller seinem Gefühl der Verletzung stellen, denn wenn ein Stellvertreter nicht freiwillig bereit ist, für eine Rolle oder eine Klärung zur Verfügung zu stehen, kann der Aufsteller daran nichts ändern. Er kann seinem Stellvertreter nicht befehlen, zur Verfügung zu stehen, weder für die Aufstellung noch für ein klärendes Gespräch. Das wäre kein Freies Aufstellen mehr.
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