Das ferne Echo der Zeit - Roman by Pamela Hartshorne

Das ferne Echo der Zeit - Roman by Pamela Hartshorne

Autor:Pamela Hartshorne [Hartshorne, Pamela]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2014-01-19T23:00:00+00:00


Kapitel 12

Die ganze Woche ist das Gesinde damit beschäftigt, eine aufwendige Hochzeitsfeier für Agnes und Francis auszurichten. Margery ist hin- und hergerissen. Sie will sich für dieses Ereignis eigentlich nicht besonders ins Zeug legen, doch ihr Ansehen steht auf dem Spiel, und schließlich gefällt es ihr sogar, dass sie allen zeigen kann, was für eine hervorragende Köchin sie ist, während Isobel und Alison mit Fegen, Polieren, Scheuern beschäftigt sind. Jetzt ist der Boden des Saals mit frischen Binsen ausgelegt, und die Stadtpfeifer in der Ecke stimmen schon ihre Instrumente, damit sie gleich nach dem Festmahl aufspielen können. Niemand wird sagen können, ich hätte geknausert und meiner Schwester nicht den gebührenden Respekt erwiesen.

Es ist Ende Januar und das Warenangebot auf den Märkten dürftig, doch ich habe meiner Schwester einen Festschmaus bereitet, der einer Königin würdig ist. Es gibt gekochte Kapaune und Hammelschmorbraten, ein am Spieß gebratenes Kalb und gebackenen Fisch. Es gibt Torten und Kuchen, Pudding und Cremespeisen, Konfekt und die feinsten Weißbrotwecken. Und die Krönung ist natürlich das Prunkstück in der Mitte der Tafel: eine Gans, gefüllt mit einem Fasan, gefüllt mit einem Hühnchen, gefüllt mit einer Taube. Ich habe diese aufwendige Speise eigenhändig zubereitet, um mein ungnädiges Verhalten wiedergutzumachen, damals, als ich von Agnes’ Verlöbnis erfuhr.

Es ist das Mindeste, was ich für meine Schwester tun kann, denke ich schuldbewusst. Ich habe große Angst um sie, Agnes indessen schwebt im siebten Himmel. Sie ist völlig vernarrt in Francis und kann den Blick nicht von ihm wenden. Ich beobachte ihn ebenfalls, warte darauf, dass er irgendwann seine Maske fallen lässt. Doch er begegnet meiner Schwester gesittet und galant und behandelt sie mit untadeliger Höflichkeit, wie ich zugeben muss. Also versuche ich, mir einzureden, dass ich den Blick, mit dem er mich ansieht, falsch deute. Ich rede mir ein, dass ich mich täusche und Francis inzwischen nicht mehr in mich vernarrt ist.

Ich möchte so gern glauben, dass alles gut wird.

Agnes und Francis sitzen triumphierend Seite an Seite auf dem Ehrenplatz und führen die Festtafel an. Danach wird getanzt. Ich beaufsichtige das Abtragen der Speisen, während Ned von Gast zu Gast geht, sich vergewissert, dass jeder genug zu essen bekommen hat, dem einen auf die Schulter klopft und für den anderen noch mehr Wein bringen lässt.

Ich beobachte meinen Gemahl unter gesenkten Lidern. Er ist so stark, so unerschütterlich, der ruhige Pol, um den der restliche Raum sich wie im Taumel zu drehen scheint. Ich spüre, wie mir die Hitze ins Blut schießt und sich in meinem Unterleib sammelt. Am liebsten würde ich zu Ned hingehen, meine Arme um seinen Leib schlingen und mein Gesicht an die Stelle zwischen Hals und Brust drücken. Ich bin nicht die Zauberin, die Verführerin, für welche die Nachbarn mich halten. Ned ist es, der mich verzaubert hat, durch die Berührung seiner Hände, seiner Lippen.

Ned hebt den Kopf und sieht, wie ich ihn von der anderen Seite des Saals aus beobachte. Mein Begehren muss sich in meinem Gesicht spiegeln, denn er lächelt mir zu. Ich erwidere sein Lächeln. Es ist ein Versprechen.



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