Das Erbe der Halblinge by Alfred Bekker

Das Erbe der Halblinge by Alfred Bekker

Autor:Alfred Bekker [Bekker, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-05-20T22:00:00+00:00


Der Elbenstab

»Geht zur Seite«, sagte Lirandil zu den anderen. »Niemand von uns weiß, welche Kräfte möglicherweise frei werden, wenn ich das zu tun versuche, was vor mir nur König Elbanador getan hat.«

»Na, wenn Ihr schon nicht so richtig wisst, was geschehen wird, was soll ich denn dann davon halten?«, meldete sich Borro mal wieder ungefragt zu Wort.

»Man kann auch einfach mal schweigen«, raunte ihm Zalea zu.

»Ich meine ja nur. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Lirandil wirklich das gesamte Wissen aus dem Buch des Ersten Elbenkönigs in sich aufgenommen hat, aber wenn da noch wichtige Fragen völlig ungeklärt sind …«

»Borro!«

»Schon gut, Zalea.«

Sie hatten sich zu einem der höher gelegenen Äste begeben, wo das Holz des Runenbaums nach Lirandils Angaben besser dafür geeignet war, einen Elbenstab zu fertigen.

Qaláq hingegen warnte eindringlich davor. »Holz das wiederkehrt nur von ganz unten!«, wandte er sich beschwörend an Lirandil. »Hier … zu viele Kräfte!«

»Er scheint das anscheinend schon einmal ausprobiert zu haben – in all den Jahren auf diesem Baum«, vermutete Whuon.

»Ja, und er scheint dabei ein paar unangenehme Erfahrungen gesammelt zu haben.«

»Besser Holz von unten!«, wiederholte der Starke Narbenmann. »Kräfte sonst zu stark.«

»Ich will kein wiederkehrendes Holz erschaffen«, sagte Lirandil. »Ein Elbenstab ist etwas anderes.«

Lirandil ging allein ein Stück den Ast entlang, bis sich dieser abermals verzweigte. Die anderen blieben zurück, so wie der Fährtensucher es angeordnet hatte.

Die Augen des Fährtensuchers leuchteten auf. Das bläuliche Licht flackerte unruhig und begann dann gleichmäßig im langsamen Rhythmus eines Elbenherzens zu pulsieren. Ein Zittern durchlief Lirandil. Er streckte die Hände aus. Blitze zuckten aus den Fingerkuppen und drangen in die Baumrinde. Dort, wo sie auftrafen, veränderten die Runen ihre Färbung. Sie nahmen dasselbe strahlende Blau an, das bereits die Augen des Fährtensuchers erfüllte.

Die bläulich glühenden Runen verschwammen ineinander und bildeten den Umriss eines Stabes, der nicht länger als eine Elle war.

Das Leuchten verschwand, und der Stab lag fertig da.

»Neldo hätte den nicht schöner herausschnitzen können«, meinte Borro, aber es achtete niemand auf den rothaarigen Halbling.

Lirandil beugte sich nieder und nahm den Stab an sich. Dort, wo er gerade gelegen hatte, war im Holz des Baums eine deutliche Kerbe zu sehen. Die Runen, die um diese Stelle herum angeordnet waren, traten deutlicher hervor und wurden größer. Sie veränderten sich auch nur noch sehr langsam.

»Das ist eine Warnung!«, stellte Whuon fest. »Auch wenn es die alte Form der Elbenschrift ist – ich bin mir eigentlich sicher.«

Im nächsten Moment blitzte es aus dem Elbenstab heraus. Mit einem Schrei ließ Lirandil den Stab fallen. Er selbst wurde von einer unwiderstehlichen Kraft erfasst, die ihn förmlich fortstieß.

Er taumelte zurück. Der Ast, auf dem sie sich befanden, war etwas breiter als die meisten Straßen in Carabor oder Asanilon. Aber Lirandil hatte sich ziemlich nah am Abgrund befunden. Und so stolperte er jetzt in die Tiefe.

Arvan beeinflusste eine der Ranken, die sich daraufhin blitzschnell um den Körper des Fährtensuchers schlang.

Augenblicke später hing er in einer pflanzlichen Schlinge fest und pendelte an der Ranke hin und her.

Der Stab lag auf dem Ast. Ein eigenartiger Schimmer umgab ihn, und die Runen auf ihm hatten jetzt eine rotgoldene Färbung angenommen.



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