Das Buch des Satans by Harper Tom

Das Buch des Satans by Harper Tom

Autor:Harper, Tom
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Krimis, Thriller, Spionage
Herausgeber: rowohlt


XLII

Straßburg

«Geschrieben von der Hand des Libellus und illuminiert von Meister Franziskus.»

Ich saß auf dem Boden, an einen Balken gelehnt, und las die Inschrift zum hundertsten Mal. Ich hütete das Buch wie eine Reliquie, einen Talisman. Hätte ich es verkauft, dann hätte ich auf einen Schlag die Hälfte meiner Schulden tilgen können, aber das wäre niemals in Frage gekommen.

Kaspar, der an der Druckpresse hantierte, warf mir einen Blick zu. Ich wusste, er sah es gern, wenn ich in seinem Buch las. Ich ließ es sinken.

«Was ist das?»

Seine Augen waren scharf wie eh und je. Ich drehte das Buch um und hielt es hoch, sodass er sehen konnte, was ich getan hatte. Der freie Platz unter dem Kolophon war jetzt mit der Karte ausgefüllt, die ich eingeklebt hatte: die Acht der wilden Tiere, die Karte, die mich zu Kaspar geführt hatte.

Er lächelte. «Du bist ein Sammler.»

«Ein Verehrer.»

«Du tust gut daran, diese Karte zu hüten. Es wird keine weiteren geben.»

Ich sah ihn verwirrt an.

«Es gibt die Druckplatte nicht mehr. Ich habe sie eingeschmolzen und verkauft.»

Ich war entsetzt, dass etwas so Schönes auf ewig verloren sein sollte. «Alle? Das ganze Deck?»

«Etwa die Hälfte.» Er lachte über meinen Gesichtsausdruck, ich aber fand nichts Komisches daran.

«Johann, du hast doch gesehen, was mit unserer eigenen Platte passiert ist. Schon nach ein paar Dutzend Abdrucken ist sie unbrauchbar geworden. Dasselbe wäre mit den Karten geschehen. Nichts ist von Bestand.»

«Du hättest es nicht tun sollen», beharrte ich.

Er klopfte mir auf die Schulter. «Ein paar liegen noch in Dunnes Werkstatt. Da wir gerade von ihm sprechen – ich muss jetzt gehen. Er hat Arbeit für mich.»

Ich wickelte das Bestiarium wieder in den Stoff und folgte Kaspar hinaus. Die Freude, die mir das Buch bereitet hatte, war dahin. Nichts ist von Bestand, nur der Fehlschlag, dachte ich – und meine Verlobung mit Ennelin.

Ich ging durch die Straßen der Stadt zu einem Apotheker, wo man mir noch Kredit gab. Der Bleiabguss von Dunnes Kupferplatte hatte kaum mein erstes Experiment überdauert: Das Metall war so weich, dass es sich verformte, sobald es auf das Papier gepresst wurde. Aber ich hatte das Prinzip erkannt. Und ich wusste, dass ich das Metall haltbarer machen konnte. Ich hatte es bereits mit Zinn und Antimon verschmolzen und so einen klaren, sauberen Abdruck erhalten. Das gab mir gerade genug Hoffnung, um mich nicht ganz verzagen zu lassen, wenn ich an Ennelin dachte.

Sie dräute noch immer in meinen Gedanken, als ich am Rathaus vorbeiging. Beinahe hätte ich sie nicht bemerkt. Das Gericht tagte gerade, und draußen auf der Straße drängten sich die Menschen, die auf den Urteilsspruch warteten. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie die Stufen herunterkam, und hätte es fast für eine Einbildung gehalten. Doch ich schaute noch einmal hin – genau rechtzeitig, um Gewissheit zu erlangen, dass sie es war. Ihre Mutter ging hinter ihr. Beide verschwanden in der Menge, ehe ich sie erreichen konnte.

Ich fand jemanden, der sie kannte, ein Mitglied der Weinhändlergilde, und fragte, warum sie bei Gericht gewesen seien.

«Sie haben eben die Klagesache bezüglich des Erbes von ihrem verstorbenen Mann gehört.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.