Das Beste von Tad Williams by Tad Williams

Das Beste von Tad Williams by Tad Williams

Autor:Tad Williams
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2015-11-15T00:00:00+00:00


MONSIEUR VERGALANTS CANARD

Er stellte die polierte Rosenholzkiste auf den Tisch und ging dann nacheinander zu allen Fenstern, um die Vorhänge zuzuziehen. Er zupfte an den Rändern, damit nicht die kleinste Lücke blieb. Nachdem er ein Feuer angezündet und den Kessel auf den rußgeschwärzten Ofen gestellt hatte, kehrte er zum Tisch zurück. Er öffnete die Kiste und hielt kurz inne, ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Der Inhalt der Kiste glänzte im Kerzenlicht.

'Es war ein Triumph, Henri', sagte er laut. 'Ganz Paris wird morgen darüber sprechen. Das Beste bisher. Ich wünschte, du hättest ihre Gesichter sehen können – sie waren vollkommen überwältigt!'

'Du bist ein guter Schausteller', rief sein Bruder ihm zu, seine Stimme wurde von der Wand, die sie beide trennte, gedämpft. 'Und die hübsche Comtesse? Die, von der ich das Bild gesehen habe?'

Gerard lachte, er ließ es bewusst gleichgültig klingen. 'Ah, ja, die Comtesse de Buise. Ihre Augen waren so groß wie die eines jungen Mädchens. Sie liebte ihn so sehr, dass sie ihn mit nach Hause nehmen und als Haustier behalten wollte.' Er lachte wieder. 'Sie ist eine wahre Schönheit und so leicht zu enttäuschen, jedenfalls in diesem Punkt.' Er griff in die Kiste und löste die samtenen Schleifen. 'Niemand wird jemals ein Haustier aus meinem wundervollen Canard machen.'

Wie ein Priester, der das Allerheiligste in Händen hält, hob Gerard Vergalant vorsichtig die polierte Metallente aus der Kiste und stellte sie aufrecht auf den Tisch. Er kniff die Augen zusammen und zog ein Stofftaschentuch aus der Tasche seines gut geschnittenen, jedoch leicht abgetragenen Jacketts. Dann machte er sich daran, das Gefieder der Ente abzustauben und den schimmernden Schnabel abzuwischen. Mit besonderer Sorgfalt polierte er die Glasaugen, die fast echter wirkten als die eines lebendigen Vogels. Die Ente war tatsächlich ein prachtvolles Ding, etwas kleiner als eine echte und mit solch komplexen Details versehen, dass jede einzelne Feder schon fast eine eigene Skulptur darstellte.

Der Teekessel pfiff leise vor sich hin. Vergalant steckte das Taschentuch weg und ging zum Ofen.

'Du hättest sie wirklich sehen sollen, Henri', rief er. 'Der alte Guineau, der Marquis, war zunächst wenig interessiert – der dumme Tattergreis. ›Als ich jung war, habe ich die bronzenen Nachtigallen von Konstantinopel gesehen‹, sagt er und wedelt gelangweilt mit der Hand, wie er es dauernd tut. Ha! In seiner Jugend hat er beim Bau der Hängenden Gärten von Babylon zugeschaut. Blöder Tattergreis!'

Er goss etwas heißes Wasser in eine Teetasse mit einem kleinen Sprung am Rand und dann etwas mehr in eine Schüssel, die er auf den Tisch stellte.

'Der alte Bastard hat weiter und weiter geschwafelt, hat allen von dem Uhrwerkmechanismus erzählt, wie die Nachtigallen des Herrschers ihre Flügel hoben und senkten und die Köpfe drehten. Als meine Ente jedoch zu laufen begann, setzten sich alle interessiert auf.' Bei der Erinnerung musste er grinsen. 'Niemand hatte erwartet, dass sie so real wirken würde! Als sie losschwamm, fiel eine der Damen in Ohnmacht und musste nach draußen in den Garten gebracht werden. Und als sie die Haferkörner fraß, die ich vor ihr auf den



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