Das achte Tor by Bottero

Das achte Tor by Bottero

Autor:Bottero [Bottero]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2013-03-24T04:00:00+00:00


8

* * *

Nathan hatte sich an das Halbdunkel des Kellergewölbes gewöhnt. Das intensive Licht in dem vor ihm liegenden Raum blendete ihn, und er musste blinzeln.

Es war ein natürliches Licht, weiß und rein.

Tageslicht!

Nathan erschauderte. Tageslicht? Er befand sich doch unter der Erde! Und die Sonne war seit über einer Stunde untergegangen! Unmöglich!

Dennoch gab es keinen Zweifel: Die Helligkeit, die durch die weit offen stehende Tür in den Flur drang, war Sonnenlicht.

Von derselben Kraft angezogen wie ein hypnotisiertes Insekt, das sich in eine Flamme stürzt, tat Nathan einen Schritt vorwärts.

Er stand auf der Schwelle zu einem mittelgroßen, mit rotem Holz vertäfelten Raum, dessen einziges Mobiliar aus einer Kommode mit geschwungenen Linien und einem Stuhl mit zerbrochener Rückenlehne bestand.

Das Licht strömte durch ein großes Spitzbogenfenster.

Draußen erstreckte sich eine Grasfläche bis zum Horizont, sie war nur durch kaum sichtbare kleine Wellen im Gelände strukturiert.

Diese Vision einer grünen Ebene bestätigte Nathan in seinem Gefühl, dass sein Leben immer mehr aus den Fugen geriet. Auch wenn er sich möglicherweise über die Uhrzeit oder die Tiefe, in der er sich befand täuschte – es war unmöglich, eine solche Landschaft in einem näheren Umkreis als fünfhundert Kilometer von Marseille entfernt zu finden.

Er wandte sich um an seine Begleiter und suchte nach einer Erklärung, einem Hinweis, nach irgendeinem Anhaltspunkt.

Sie antworteten ihm mit einem undurchdringlichen Blick.

»Wo sind wir?«, erkundigte er sich.

Anton lächelte ihm zu. Ein Lächeln voller Stolz.

»Willkommen im Haus, mein Sohn!«

»Im Haus?«

»Dies ist das Haus im Irgendwo.«

»Was hat das zu …«

»Die Zeit der Fragen kommt später«, unterbrach ihn sein Großvater. »Die Regel will es, dass jedes Familienmitglied seine Fähigkeit unter Beweis stellt, in das Haus zu gelangen. Der Brauch sieht vor, dass der erste Besuch sich andächtig vollzieht, also mit einem Minimum an Worten. Du kannst weitergehen, dir geschieht nichts.«

Nathan gehorchte.

Er sah sich nicht weniger als neun Türen gegenüber.

Nach einem Blick aus dem Fenster ging er auf eine von ihnen zu. Sie wirkte rustikal und hatte kein Schloss.

Dennoch ging sie nicht auf, als er die Klinke herunterdrückte. Nathan probierte die anderen. Eine einzige war nicht verschlossen. Er ging hindurch.

Ein gerader Gang, der nach links und rechts jeweils auf einer Länge von fünfzig Metern verlief und sich an beiden Enden gabelte. In den Wänden gab es eine Vielzahl von Türen. Manche standen offen und führten zu weiteren Räumen, die meisten waren verschlossen.

»Ist das ein Haus oder ein Labyrinth?«, murmelte Nathan beeindruckt und ein wenig verunsichert.

Barthélemy legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.

»Man sagt, manche Mitglieder der Familie hätten das ganze Haus besichtigt, aber sie sind sehr rar. Sicher ist, dass sich eine große Anzahl von uns hier verloren hat. Nie endgültig, keine Angst. Ich für meinen Teil bin einmal drei Tage lang umhergeirrt, bevor ich meine Tür wiederfand.«

»Deine Tür?«

»Barth«, knurrte Anton, »lass ihn in Ruhe das Haus erkunden!«

»Ich dachte, für dich sei diese Erkundung reine Zeitverschwendung.«

»Ich habe lediglich gesagt, jetzt sei nicht die Zeit dafür.

Meiner Ansicht nach müssen wir uns um wichtigere Dinge kümmern, aber wenn wir schon einmal hier sind, können wir das Spiel auch zu Ende spielen.



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