Das 1. Buch des Blutes by Clive Barker

Das 1. Buch des Blutes by Clive Barker

Autor:Clive Barker [Barker, Clive]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-20T04:00:00+00:00


Das Zimmer des Direktors war abgeschlossen, jetzt schon eine ganze Woche lang. Hinsichtlich seines Verbleibens gingen die Erklärungen auseinander. Zusammenkünfte mit den Finanzausschüssen lautete die beim Personal bevorzugt propagierte Begründung, obwohl die Sekretärin behauptete, daß sie es nicht genau wisse. Jemand erwähnte seine Seminare an der Universität, die er abhielt, um einen Beitrag zur Erforschung der Probleme an Verwahrungszentren zu leisten. Womöglich hielt er gerade eines. Mr. Redman könne gern eine Nachricht hinterlassen, man würde sie an den Direktor weiterleiten.

In der Werkstatt wartete Lacey auf ihn. Es war Viertel nach acht: der Unterricht war längst aus.

»Was treibst du hier?«

»Warten, Sir.«

»Worauf?«

»Auf Sie, Sir. Ich wollt’ Ihnen einen Brief geben, Sir. An meine Mam. Schaun Sie, daß sie’n kriegt?«

»Du kannst ihn doch auf dem üblichen Weg schicken, oder? Gib ihn der Sekretärin, die gibt ihn auf. Du darfst zweimal pro Woche schreiben.«

Lacey machte ein langes Gesicht. »Sie lesen alles, Sir: falls man was Verbotenes schreibt. Und wenn man’s tut, dann verbrennen sie den Brief.«

»Und du hast was Verbotenes geschrieben?« Er nickte.

»Was?«

»Über Kevin. Ich hab’ ihr alles über Kevin erzählt, was mit ihm passiert ist.«

»Bin mir nicht sicher, ob du das mit Henessey alles richtig siehst.«

Der Junge hob die Schultern, »’s ist die Wahrheit, Sir«, sagte er ruhig, und es machte ihm offensichtlich nichts mehr aus, ob er Redman überzeugte oder nicht. »Es ist wahr. Er ist hier, Sir. In ihr.«

»In wem? Was redest du da?«

Womöglich sprach aus Lacey wirklich die reine Angst, wie es die Leverthal angedeutet hatte. Irgendwann mußte seine Geduld mit dem Jungen ein Ende haben. Und das schien jetzt so ziemlich erreicht.

Es klopfte an der Tür, und ein pickeliges Individuum namens Slape starrte ihn durch das Drahtfenster an.

»Komm rein!«

»Dringender Anruf für Sie, Sir. Im Sekretariat.«

Redman haßte das Telefon. Widerlicher Apparat: brachte nie was Erfreuliches.

»Dringend. Wer denn?«

Slape zuckte mit den Achseln und kratzte an seinem Gesicht herum.

»Bleibst so lang bei Lacey, ja?«

Slape wirkte alles andere als glücklich bei diesen Aussichten.

»Hier, Sir?« fragte er.

»Hier.«

»Ja, Sir.«

»Ich verlaß mich auf dich, also enttäusch mich nicht!«

»Nein, Sir.«

Redman wandte sich Lacey zu. Der verletzte Blick war jetzt eine Wunde; eine offene, als die Tränen kamen.

»Gib mir den Brief! Ich nehm’ ihn mit ins Geschäftszimmer.« Lacey hatte den Umschlag in die Hosentasche gesteckt. Widerwillig fischte er ihn heraus und übergab ihn Redman.

»Sag danke!«

»Danke, Sir.«



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