... dann eben Irland (Das Kleeblatt) by Hartwig Hansi

... dann eben Irland (Das Kleeblatt) by Hartwig Hansi

Autor:Hartwig, Hansi [Hartwig, Hansi]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-04T22:00:00+00:00


Wie nicht anders um diese Zeit zu erwarten, war nicht allzu viel los bei Dermot Nolan. Das Mittagsgeschäft war bereits vorüber, lediglich ein paar hemdsärmelige Bauarbeiter löffelten riesige Schalen mit dampfendem Eintopf leer und verschlangen dazu Unmengen an braunem Brot. Da der Wirt auf ein gemütliches Kaffeekränzchen nicht eingestellt war – was ihn nicht daran hinderte, sofort seine Tochter zum Supermarkt nach Kaffee zu schicken –, nahm Suse zunächst mit einem Tee vorlieb.

Zwei ältere Damen saßen ein paar Tische weiter und Suse schlussfolgerte aus ihrem pausenlosen Geschnatter, dass es sich um Urlauberinnen aus Holland handeln musste, die sich ziemlich schamlos und mit bemerkenswerter Ausdauer über die muskelbepackten Männer am Nebentisch ausließen.

Schon bald allerdings richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf den alten Níall Keegan, der in das Dunkel der Kneipe gestolpert kam und sich suchend umblickte. Seine Wangen waren glatt wie ein Kinderpopo und von roten Flecken übersät, als hätte er sich nicht bloß übermäßig gründlich rasiert, sondern obendrein mit Schmirgelpapier abgeschrubbt. Sein bei ihrer letzten Begegnung struppiges, ungeschnittenes Haar war zwar noch immer viel zu lang, heute dagegen hatte er es mit glänzender Pomade am Kopf festgeklebt. Suse musste an sich halten, um nicht loszulachen. Die Tolle auf seiner Stirn verlieh ihm ein leicht schwachsinniges Aussehen.

Wenngleich die Holländerinnen laut genug redeten, um damit die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen, ließ er sich nach einer linkischen Verbeugung vor Suse auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder. Ein Wink in Richtung Theke genügte und wenig später wurden drei gefüllte Gläser auf den Tresen geschoben.

„Hast du dich verlaufen, Níall?“, frotzelte Máirtín. „Oder hat dir Ryan O’Donoghue Lokalverbot erteilt?“

„Grünschnabel! Man sollte meinen, deine mam hätte dir mehr Respekt beigebracht.“ Níalls knurrige Miene verwandelte sich in ein durchtriebenes Grinsen. „Obwohl mir die Luft hier schon wesentlich trockener als anderswo vorkommt, findet ihr nicht auch?“

Schneller, als Suse gucken konnte, hatte er sein Glas geleert.

„Trocken hier. Wird besser sein, du holst mir noch ein Guinness.“

„Hast dich heute richtig rausgeputzt. Nicht, dass du auf Brautschau bist, Níall.“ Máirtín deutete mit dem Kopf zu den Meisjes. „Was meinst du, bei welcher wirst du landen?“

„Alte Schachteln hatte ich zur Genüge.“ Er schmachtete Suse an. „Aber du, meine Prinzessin, machst mir schon Appetit. Wie wär’s, willst du mich heiraten?“

Amerikanische Touristen in einem Alter jenseits von Gut und Böse – sie schienen direkte Nachfahren von Auswanderern nach der Kartoffelseuche vor hundertfünfzig Jahren zu sein – stürmten in eben diesem Moment den Pub und rangelten um die ersten Plätze am Tresen.

„Oder muss ich mich vorher mit dem Grafen duellieren?“

„Weshalb sollte … Na, niemals, Níall! Denn erstens hat er keinerlei Ambitionen zu heiraten und außerdem hat Máire großen Wert darauf gelegt, ihm Achtung vor dem Alter einzutrichtern.“

„Ach? Hat sie das?“ Níall fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Muss mir entgangen sein. Seinem Alten gegenüber hat er es jedenfalls gewaltig daran fehlen lassen.“

Instinktiv sperrte Suse Augen und Ohren weiter auf in der Hoffnung, weitere Neuigkeiten zu erfahren.

„Er wäre jetzt etwa so alt wie ich. Und tatsächlich habe ich ihn recht gut gekannt. Als junger Bursche war Lord Tomás zugänglich und freundlich, immer froh gelaunt und hilfsbereit.



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