Crazy Dogs by Brigitte Werner

Crazy Dogs by Brigitte Werner

Autor:Brigitte Werner
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Verlag Freies Geistesleben
veröffentlicht: 2013-06-06T22:00:00+00:00


Sarahs Zimmer ist eine Überraschung. Irgendwie habe ich geglaubt, dass es so ähnlich sei wie Lenas, kunterbunt und verträumt, aber da habe ich mich gründlich geirrt. Es hat die Strenge eines japanischen Teeraumes, ganz viel Weiß und sparsames Schwarz. Über die ganze Wandbreite unter ihrem Fenster geht ein vielleicht achtzig Zentimeter tiefes, schwarzes Brett, es dient als Ablage und Arbeitstisch, getragen von zwei schwarz lackierten Schubladenschränkchen, davor ein weißer Schreibtischstuhl mit schwarzem Kissen, das ein geometrisches, schwarz-weißes Muster hat. Auf der Ablage ordentliche Papierstapel, viele schwarze und weiße Becher mit Pinseln und Stiften und ein schwarzer Karton, der jede Menge aufrecht stehende Rollen enthält, manche kunterbunt, manche schwarz oder weiß.

Über ihrem Sofa, das auch das Bett sein muss, denn es gibt sonst keine Schlafgelegenheit, ist eine breite, schwarze Holzleiste angebracht, daran hängen viele, viele Stoffmuster in unterschiedlichen Längen und Breiten wie bunte Fähnchen. Sie geben diesem strengen Raum ein paar wunderliche farbige Tupfer. Alle anderen Möbel, Tisch, Stuhl, Schrank, sind weiß. Aber neben dem Sofa, über das Sarah eine große Decke geworfen hat mit ein paar weiteren schwarzen Kissen mit sehr grafischen Mustern darauf, die irgendwie afrikanisch aussehen, steht ein schöner, altmodischer, honigfarbener Notenständer aus wunderbarem Holz, mit schnörkeligen Schnitzereien, darauf ein dicker Bildband, der ein farbenprächtiges Foto von afrikanischen Frauen zeigt, geschmückt mit ihren leuchtenden Gewändern und Turbanen. Sie lachen und bemalen ein weißes Haus kunterbunt, mit geometrischen, aber nicht exakt symmetrischen Mustern, ähnlich wie die Muster auf Sarahs Kissen. Auf dem Boden davor liegt ein aufgeschlagenes Anatomiebuch mit kleinen Notizzetteln, Sarah ist jetzt im ersten Semester und lernt gerade für ihre allererste Prüfung an der Essener Uni. Sie studiert Kinderpsychologie.

Sie erzählt, dass sie einen Tick für Afrika hat. Früher wollte sie mal Stoffdesignerin werden, die Rollen auf ihrem Schreibtisch sind alles Kaleidoskope, die sie gesammelt hat und von denen sie sich immer wieder zu neuen Mustern anregen lässt. Wir schütteln und drehen sie eine Weile. Diese leuchtenden Ornamente sind einzigartig, die dann auf immer wieder neue Weise ineinanderfallen. Man könnte mit ihnen Kathedralen schmücken. Sarah zeigt mir Mappen mit Entwürfen. Sie kramt in ihrem Bücherschrank nach weiteren Bildbänden über afrikanische Kunst, aber am meisten interessieren sie die Frauen dort mit ihrer Kleidung, ihrem Schmuck und ihrer Kunst, ihre Häuser und sich selber zu bemalen und zu schmücken. Ich bin überwältigt. Das müsste Tante Greta sehen. Und die Schönheit dieser Frauen und ihrer Kunstwerke versetzt mich in eine helle, lichte Aufregung.

«Kommst du mit?», fragt Sarah.

Ich verstehe nicht.

«Irgendwann werde ich durch Afrika reisen», sagt sie, und ihre Augen schauen in eine unbekannte Ferne und sind weit fort. «Ich muss das einfach alles einmal sehen. Unbedingt! Bitte komm mit!»

Ich habe plötzlich die Süße einer duftenden Nacht in meiner Kehle. Ja, ich will mit, ich will sofort mit Sarah mit, welche Frage, ich will das alles mit meiner Kamera einfangen, dieses Licht, diese Farben und diese Frauen dort, die Kunstwerke herstellen und selber ein Kunstwerk sind.

«Wann?», flüstere ich. «Wir werden damit noch warten müssen, ich bin doch erst fünfzehn ...»

«Irgendwann», sagt Sarah. «Ich muss erst zu Ende studieren.



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