Conan und der Zauberer by Andrew J. Offutt

Conan und der Zauberer by Andrew J. Offutt

Autor:Andrew J. Offutt [Offutt, Andrew J.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-03-14T04:00:00+00:00


6. Der Sandleichnam

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DER SANDLEICHNAM

Die Wände der tiefen Schlucht schnitten so senkrecht in den Fels, als wären sie durch den gewaltigen Hieb eines Riesenschwerts mit leicht krummer und wellenförmiger Klinge entstanden. Vor langer langer Zeit mußten einmal brausendes Wildwasser oder unerbittliches Eis diese Klamm ausgehöhlt haben, mitten durch die Hügelkette hindurch. Nein, Tal konnte man diese Gegend nicht nennen, dazu war die Kluft nicht breit genug. Höchstens drei Reiter konnten nebeneinander hindurchreiten. Die Granitwände in Grau- und Brauntönen mit vereinzelten Einschlüssen und Adern in Rot und Ocker waren von der dreifachen Höhe eines Berittenen. Die kahlen Felsen schienen finster auf den einsamen Reiter mit seinen zwei Pferden zu blicken. Conan hielt sich an der linken Wand im Schatten.

Die Pferde waren sichtlich beunruhigt. Der Sand unter ihren tastenden Hufen schimmerte und verlagerte sich. Conan redete sich selbst ein, daß das hin und wieder zu hörende tiefe Stöhnen von einer Brise kam, die durch die Schlucht strich.

Aber es gab keinen Wind, nicht den geringsten Lufthauch!

Selbst im Schatten war die Sonnenhitze fast unerträglich, und Conan drohte der Kopf zu bersten. Aber zumindest sah er weder Leichen noch Gebeine. Immer tiefer drang er in die jetzt leicht abbiegende Schlucht. Conan hatte das Gefühl, daß selbst die Luft hier drückend und bedrohlich war.

Immer öfter drehte Conan sich um und schaute nach allen Seiten, und seine eisblauen Augen schienen durch den Fels zu dringen. Zügel und Seil der beiden Pferde hielt er kurz, damit sie nicht durchgingen.

Nach einer ganzen Weile kam er zu einer Stelle, wo er die Schlucht verlassen und zu einem der Hügel hochklettern konnte. Er hatte also immer noch die Wahl. Bereits jetzt war er Isparana um ein gutes Stück nähergekommen.

Der Sonne schien es nicht zu gefallen. Sie versuchte ihn wie Brot im Ofen zu backen.

Das Geräusch kam inzwischen in geringeren Abständen und war lauter geworden. Es klang jetzt auch höher und fast menschlich, nein, schlimmer – wie das Stöhnen eines Geistes, der keine Ruhe finden konnte, eines Verstorbenen, der sein ruheloses Geschick beklagte – oder der gar drohte? Und irgendwie wurde es immer stärker, als nähre sich das Gespenst an der Anwesenheit des Cimmeriers in seinem felsigen Reich, als bringe ihm jeder Schritt des Eindringlings neue Kraft.

Ein Leichnam? Ein Sandleichnam? Nein, keine Leiche konnte solche Töne von sich geben!

Conan blickte über die Schulter. Sein Packpferd tänzelte unruhig, bäumte sich auf, warf den Kopf zurück und rollte die Augen. Sie waren schon weit gekommen, sah der Cimmerier jetzt. Die schwache Biegung und die leichte Unebenheit der Wände verbargen bereits den Eingang zur Schlucht.

Wir haben schon den halben Weg hinter uns, dachte Conan. Den halben Weg! Nein, Unsinn, die Schlucht jetzt noch zu verlassen!

Das Stöhnen kam aus der Richtung hinter ihm – kam aus der Richtung vor ihm, zitterte um eine im Schatten liegende Kurve voraus, schien aus den hohen Felswänden zu beiden Seiten zu dringen und erhob sich aus dem Sand zwischen den Hufen der verängstigten Pferde. Der Sand blinkte und blitzte wie Millionen winziger Edelsteine. Der Sand ächzte, und das Ächzen wurde zu einem unaufhörlichen Wimmern.



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