Coma by Niven John

Coma by Niven John

Autor:Niven John
Die sprache: deu
Format: epub


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IN SCHOTTLAND SIND MAI UND JUNI OFT DIE SCHöNSTEN MONATE des Jahres. Der Winter lockert seinen Würgegriff, und das ganze Land explodiert in einem einzigen farbenprächtigen Feuerwerk aus Flora, Fauna und T-Shirts. Ein weiterer Segen: Unter den Wiesen und Weiden, unter dem Grün am Ufer der Flüsse und Seen, im hohen Gras entlang der Teiche und Golfplätze liegen die Mücken noch immer in tiefem Schlummer. Kleine, embryonale Samen sehnen im Traum jene bald hereinbrechenden Tage herbei, in denen sie sich zu Myriaden erheben, um sich am süßen roten Blut der Touristen zu laben.

Dr. Robertson unterzeichnete ein Attest, das seinem Adressaten bescheinigte, für drei Monate krankgeschrieben und von der Arbeit freigestellt zu sein. Damit verschmolz der Sommer für Gary Irvine zu einem einzigen endlosen Golfspiel, lediglich überschattet von einem Zeitungsartikel über seinen Platzrekord, dessen Autor sich entschlossen hatte, den Fokus der Berichterstattung auf die weniger rühmlichen Seiten des Ereignisses zu legen. Cathy kündigte ihr lebenslanges Abonnement der Ardgirvan Gazette noch am selben Tag. »Ich … ich kann es einfach nicht glauben«, schnaufte sie, als sie die Zeitung zwischen sich und Gary auf dem Frühstückstresen ausgebreitet hatte. Die Titelseite schmückte das gleiche Foto von Gary, das sie schon einmal verwendet hatten, als er im Krankenhaus war. Leider stand über dem Bild eine andere Überschrift als jene, auf die Cathy gehofft hatte (»DIESER MANN BRICHT DEN PLATZREKORD!«). Sie lautete schlicht: »ABGESPRITZT!«

»Verdammte Schreiberlinge. Der letzte Abschaum ist das«, ereiferte sich Cathy.

Ein Zitat von Senga, dem Barmädchen, war fettgedruckt: »Er holte ihn raus und machte es sich direkt vor unserer Nase.« »Aye, diese dämliche Senga Syme«, keifte Cathy. »Ich wüsste auch ein paar verdammt gute Geschichten, die ich über ihre verfluchte Familie erzählen könnte.«

Gary war das gleichgültig. Er stand um sechs mit der aufgehenden Sonne auf – der Protest der schlafenden Pauline beschränkte sich auf ein leises Stöhnen -, packte Wasser und Bananen ein und legte auf der Toilette im Erdgeschoss noch eine kurze Pause ein, um in einem mechanischen und freudlosen Akt zu masturbieren. Er folgte dabei lediglich einer physischen Notwendigkeit, die ihm schließlich erlaubte, hinter das Steuer seines Wagens zu springen und raus zur Driving Range zu fahren, wo er an der Feinjustierung seiner neuen Gabe arbeitete.

Es war ein fortwährender Prozess des Entdeckens und der Begeisterung. Vor seinem Unfall hatte er meist etwa zehn Versuche unternommen, den Ball mit seinem Driver zu faden und nach rechts anzuschneiden. Diese Versuche hatten folgendermaßen ausgesehen: Drei Bälle waren Mega-Slices, die im spitzen Winkel nach rechts davonschossen; zwei degradierten ihn zum Vollhorst, indem sie unbeirrbar schnurstracks geradeaus flogen; drei bis vier Versuche begannen vielversprechend, bevor sie dann doch in grotesken Kurven nach rechts abbogen. Aus Fades wurden Cuts, aus Cuts wurden Slices. Es war zum Heulen. Zwei oder drei Schwünge mündeten schlicht in vollkommenen Fehlschlägen, bei denen weiter nichts passierte, als dass der getoppte Ball ein paar Zentimeter vor ihm über den Boden kullerte. Gelegentlich, an einem wirklich guten Tag, tat einer von den zehn Bällen tatsächlich, was er tun sollte. Er schoss auf einer kerzengeraden Flugbahn davon, bevor er im Sinkflug, wie angedacht, von links nach rechts abschwenkte.



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