Coe, Jonathan by Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell Sim

Coe, Jonathan by Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell Sim

Autor:Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell Sim [Sim, Die ungeheurliche Einsamkeit des Maxwell]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-11-25T15:06:16.833000+00:00


Das war noch nicht das Ende der Geschichte, leider, denn das, was dann passierte, hat mir noch viel weniger gefallen. Aber ich weiß, dass ich das Thema des Aufsatzes noch nicht bedient habe, und um das zu tun, muss ich berichten, was ein paar Wochen nach diesen Ereignissen im Haus der Sims passiert ist.

Ich hatte Max gegenüber ein schlechtes Gewissen. Dieser letzte Abend war ein solches Fiasko gewesen, dabei hätte er ganz anders verlaufen können, und daran musste ich bis zu einem gewissen Grad auch mir selbst die Schuld geben. Sicher, er hatte sich wie ein Vollidiot benommen, aber wahrscheinlich hätte ich ihn in der Situation auffangen können, wenn ich nicht so schnell die Geduld mit ihm verloren hätte, und es war nun einmal so, dass ich ihn immer noch sehr gern hatte, trotz all seiner Nutzlosigkeit. Deshalb wollte ich ihm noch eine Chance geben.

Um eine möglichst ungezwungene Atmosphäre herzustellen, beschloss ich, ihn einfach an einem Sonntagnachmittag bei ihm zu Hause zu besuchen und ihn zu einem kleinen Spaziergang einzuladen - vielleicht über den städtischen Golfplatz, der gleich gegenüber von ihrem Haus war. Ich meldete mich auch nicht telefonisch an, es sollte so aussehen, als wäre ich zufällig in der Gegend gewesen und spontan vorbeigekommen.

Es war ein schöner sonniger Nachmittag Mitte September. Ich ging ihre kurze Auffahrt hinauf und drückte auf die Türklingel. Offensichtlich war sie abgestellt, aber die Tür war nur angelehnt und ließ sich aufstoßen.

Normalerweise hätte ich jetzt gerufen - »Hallo, ist jemand da?« -, aber diesmal tat ich das nicht, weil mir das Haus ziemlich leer und still erschien, abgesehen von dem regelmäßigen Schnarchen, das aus einem der Schlafzimmer im ersten Stock kam. Um den Schlafenden nicht zu wecken, schlich ich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf und stellte fest, dass das Geräusch aus dem Gästezimmer kam, von dem ich wusste, dass es bis auf ein Einzelbett und einen Kleiderschrank unmöbliert war. Wer mochte dort liegen, und warum schlief er?

Die Tür war angelehnt. Vorsichtig stieß ich sie auf und schaute hinein.

Es war Mr Sim, und ich kann nur vermuten, dass er ein schweres Sonntagsessen hinter sich hatte - vielleicht mit etwas zu viel Rotwein heruntergespült -, denn es war kaum vorstellbar, dass er mit Absicht in der Stellung eingeschlafen war, in der ich ihn fand. Er lag auf der Seite, mit dem Gesicht zur Tür. Hose und Unterhose waren bis zu den Knien heruntergezogen. In der linken Hand hielt er ein verknautschtes Papiertaschentuch. Sein Penis lag schlaff und schrumpelig zwischen seinen Beinen, und aus der weinroten Spitze zog sich ein schmaler Samenfaden auf ein himmelblaues Bettlaken. Weinrot und Himmelblau, die Trikotfarben von Aston Villa, war der erste, absurde Gedanke, der mir in den Kopf schoss. Seltsam, wie so ein Gehirn funktioniert. Und noch etwas sah ich auf dem Bettlaken liegen: ein Foto, einen Hochglanz-Farbabzug der Aufnahme, die er auf dem kleinen Kiesstrand am Coniston Water von uns gemacht hatte. Mir fiel auf, dass es in der Mitte gefaltet war, Chris war verdeckt, nur ich war zu sehen, nass und frierend in dem knappen orangeroten Bikini.



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