Cocco, Giovanni & Magella, Amneris by Die Toten der Villa Cappelletti
Autor:Die Toten der Villa Cappelletti
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
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11. Kapitel
Es klopfte zaghaft an der Tür.
«Dottoressa?»
«Ja, Lucchesi?»
«Das Fax aus Lanzo ist da.»
«Wunderbar.» Sie riss ihm die Blätter aus der Hand und vertiefte sich in die Lektüre.
Die ersten beiden enthielten eine Kopie des Totenscheins von Margherita und einen Anhang, der wie ein medizinisches Gutachten aussah: «Margherita Luisa Cappelletti, Tochter von Remo und Caterina, geb. Novi, geboren am 13. Dezember 1923 in Lanzo d’Intelvi […], gestorben dortselbst am 6. März 1945. Mehrere Schussverletzungen im Unterleib und an der Hüfte mit starken Blutungen […] Wegen des Zustands der Leiche wird die sofortige Versiegelung des Sarges angeordnet.»
Stefania starrte auf die eleganten Schnörkel der Handschrift des Beamten vom Einwohnermeldeamt. Zum Zeitpunkt ihres Todes war Margherita noch keine zweiundzwanzig Jahre alt gewesen.
Als Nächstes prüfte Stefania Remo Cappellettis Totenschein: «… erfolgt im Ortsteil Prati von San Primo, 20. November 1946. […] Genick- und Schädelbruch durch Sturz aufgrund eines Unglücksfalls.»
Caterina, Remos Ehefrau, war im Jahr 1949 eines natürlichen Todes gestorben; Todesursache: akute Herzinsuffizienz. Ihrem Totenschein hatte jemand ein weiteres Dokument beigefügt, das drei Monate später verfasst worden war und die Lebensumstände von Battista Cappelletti schilderte: siebenundzwanzig Jahre alt, behindert und mit Zustimmung der Geschwister Giovanni und Maria in der Heilanstalt «für geistig Minderbegabte» Santa Maria della Pietà in Bergamo untergebracht. Vor Marias Namen stand ein kleines Zeichen, das sich nicht recht entziffern ließ, vielleicht bloß ein Fleck oder ein Krakel des Füllfederhalters. Genau betrachtet, konnte es sich auch um ein «S» handeln.
Stefania hielt inne und dachte über das Gelesene nach.
Caterina war gestorben, und so blieb Battista allein zurück. Caterina war zeitlebens überzeugt gewesen, dass die Villa Regina Unglück brachte. Wenn man sich vor Augen führte, was der Familie zugestoßen war, hatte sie zweifellos recht gehabt.
Auf dem Weg zu Selvinis Büro, einem Dezernat der Spurensicherung, in dem auch eine Abteilung für Fotodokumentation untergebracht war, dachte Stefania weiter über die Spur des Todes nach, von der die Familie Cappelletti innerhalb weniger Jahre gezeichnet worden war. Inzwischen war es spät geworden, fast ein Uhr, doch sie hoffte, trotzdem noch jemanden im Büro anzutreffen.
Sie hatte Glück. Selvini kam ihr entgegen.
«Dottoressa, werfen Sie doch mal einen Blick auf die Fotos, die wir schon ausgedruckt haben, vielleicht lässt sich so leichter bestimmen, welche Details Sie benötigen. Von denen machen wir dann kleinere Ausschnitte und stärkere Vergrößerungen. Mit einer alten Fotografie kann man keine Wunder vollbringen, aber wir können sie immerhin verbessern. Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wir nehmen inzwischen einen kleinen Imbiss und sind in einer Stunde zurück.»
Stefania setzte sich ans Fenster, um die Vergrößerungen bei Tageslicht zu studieren. Jetzt ließen sich die Einzelheiten deutlich unterscheiden: die Blumen in den großen Vasen neben der Treppe, die Palmengruppen, die Details der Soldatenuniformen. Jede Kleinigkeit sah mit einem Mal anders aus.
Mit Hilfe eines Vergrößerungsglases sah sie sich die kleine Gruppe genauer an. Jetzt konnte sie sogar den Gesichtsausdruck der einzelnen Personen erkennen. Zuerst überprüfte sie die Rotkreuzfrauen, dann die Krankenschwestern. Besonderes Augenmerk richtete sie auf die junge und dann auf die andere, große und stämmige Frau.
Sie griff zum Telefon.
«Marino, gib mir Lucchesi oder Piras, wen immer du zuerst erwischst.
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