Cobra by Preston Richard

Cobra by Preston Richard

Autor:Preston, Richard [Richard, Preston]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-09T00:00:00+00:00


Die Proben

Governors Island

Der städtische Leichenwagen stand hinter dem Krankenhaus der Küstenwache mit dem Heck an einer Laderampe. Im Wagen befand sich eine Bank mit tiefgekühlten Leichenkammern. Daneben stand eine Bahre auf Rädern – eine Mulde. Die Säcke mit den Leichen von Peter Talides, Glenn Dudley und Ben Kly waren mit Biorisikosymbolen bedeckt.

Am OCME hatte man große Mengen Bleichlösung in den Säcken und um die Leichen herum verteilt, um den brisanten Erreger an der Körperoberfläche abzutöten.

Lex Nathanson und Austen zogen sich in einem Lagerraum neben der Rampe ihre Schutzanzüge an und streiften Kettenhandschuhe über beide Hände.

Zuerst nahmen sie sich Glenn Dudley vor. Ohne ihn aus den Biorisikosäcken herauszuholen, hoben sie ihn an den Schultern und Füßen aus der Kammer heraus. Es war mühsam, denn er war ein schwerer, muskulöser Mann. Dann legten sie den verpackten Leichnam auf die Mulde. Nathanson zog die Reißverschlüsse an den Säcken auf, ließ aber die Leiche darin.

Austen hob seine Kopfhaut an, und Dudleys Augen wurden sichtbar. In der Iris hatten sich goldene Ringe mit flammenförmigen Zacken gebildet. Sie öffnete seinen Mund und entdeckte ein halbes Dutzend Blutbläschen, vorwiegend in den oberen Backentaschen. Austen schnitt seinen Anzug mit einer stumpfen Schere auf, schob das Hemd beiseite und öffnete die Hose.

»Ich habe mit Glenns Frau gesprochen«, sagte Nathanson. »Sie haben drei Kinder, das älteste ist fünfzehn. Ich muß gerade an die Kinder denken.«

»Wissen sie denn, was passiert ist?« fragte Austen.

»Ich glaube, sie hat ihnen ein bißchen was erzählt, aber nicht alles.«

Er nahm den Y-Schnitt an Dudleys Brust und Unterleib vor, öffnete die Brust, durchtrennte die Rippen und entfernte die Brustbeinplatte.

Nathanson und Austen untersuchten Dudleys Organe an Ort und Stelle in der Bauchhöhle und nahmen Bioproben davon, weil das Herausnehmen der Organe und ihre Sektion eine Menge Blut und Flüssigkeit verspritzen würden, und Nathanson war der Meinung, daß das Sicherheitsrisiko ein solches Verfahren verbot.

Nathanson wickelte Dudleys Kopf in einen durchsichtigen Plastiksack. Er schloß eine Stryker-Säge an, steckte die Säge in den Sack und zurrte diesen mit einer Schnur um Dudleys Kehle fest. Die Säge fraß sich voran, bis der Oberteil des Schädels entfernt werden konnte. Nathansons Maske war inzwischen völlig von Schweißkondensat beschlagen.

Austen beobachtete ihn aufmerksam. Er schien sich einigermaßen im Griff zu haben, aber plötzlich sagte er: »Würden Sie jetzt übernehmen, Dr. Austen?«

Sie nickte und schnitt die Dura mater auf.

Dudleys Gehirn ähnelte dem von Kate Moran – es war glasig, gallertartig, geschwollen und aufgebläht.

»Ich hab einen Blutstropfen in seine Augen spritzen lassen. Es war meine Schuld.«

»Das sollten Sie ein für allemal vergessen«, ermahnte Nathanson sie.

Was sie nicht vergessen konnte, war der letzte Anblick von Ben Kly, als er noch lebte. Kly hatte ihr die Chance gegeben zu entkommen, und er hatte es getan, obwohl er wußte, daß ihm das durchaus sein Leben kosten könnte. Er hatte sie auch in den Tunnel unter der Houston Street begleitet und sie beschützt. Ein städtischer Leichendiener, einer aus der anonymen Schar derer, die sich um die Toten kümmerten, doch sie sah in Ben Kly einen Mann mit großem Mut. Die Ermittlung verdankte ihm viel.



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