Claus Schenk Graf von Stauffenberg by Hans Bentzien

Claus Schenk Graf von Stauffenberg by Hans Bentzien

Autor:Hans Bentzien [Bentzien, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: EDITION digital
veröffentlicht: 2015-08-30T16:00:00+00:00


Erste Ansätze

Zu gleichen Ergebnissen war man - niemand weiß zu sagen, ob unabhängig voneinander oder nicht - auch in der Heeresgruppe Mitte gekommen. Der Kopf des in ihrer Führung wirkenden Widerstandskreises, Henning von Tresckow, kann ohne Einschränkung als die aktivste Persönlichkeit der Verschwörung im Militär überhaupt angesehen werden. Der Ia, Stabschef einer ganzen Heeresgruppe, besaß die beste Übersicht über die entscheidenden Vorgänge an der Mittelfront, von der immer noch erwartet wurde, dass sie Moskau in Kürze nehmen würde. In verschiedenen Punkten handelte er wie Claus Stauffenberg, er stellte als einer der ersten Befehlshaber Einheiten aus sowjetischen Kriegsgefangenen auf und hoffte auf eine Zusammenarbeit zwischen Heer und diesen Hilfskräften, woraus sich ein gutes Verhältnis zur Zivilbevölkerung ergeben sollte.

In erster Linie jedoch beschäftigte ihn das Problem, seinen Heerführer, Generalfeldmarschall von Bock, auf seine Seite zu ziehen. Bock wusste, dass es eine aktive Verschwörermannschaft in seiner Umgebung gab, kannte auch Tresckows Auffassungen, wich aber Unterhaltungen mit ihm über dieses Thema aus, wo er konnte. Obgleich er zu erkennen gab, dass er Sympathien für eine Gegnerschaft zu Hitler aufbrachte, zeigte er doch keinerlei Initiative, die von ihm erwartete Verbindung zu anderen Marschällen herzustellen. Das aber gerade war Tresckows Rechnung. Wenn alle Befehlshaber an der Ostfront Hitler die unsinnige Kriegführung klarmachen und von ihm verlangen würden, statt der täglichen Opferung Tausender Soldaten auf einen Waffenstillstand zuzugehen, müsste der „Gröfaz“ aufgeben. Bock kniff, gab aber zu erkennen, dass er in einem geeigneten Moment zur Verfügung stehen würde. Damit bezog er eine Haltung, die häufig anzutreffen war. Die höchsten Offiziere ließen durchblicken, dass auch sie kritisch zu Hitlers Kampfführung eingestellt waren, verweigerten sich nicht prinzipiell der Fronde, wollten aber auf keinen Fall eine aktive Rolle in ihr spielen.

Die Verbindungen nach Berlin liefen alle über Tresckow. Zwar gestaltete sich die Abstimmung der Meinungen zwischen Oster in der Abwehr und Olbricht im Allgemeinen Heeresamt einerseits und der Gruppe in Mitte andererseits wegen der rund 1 500 km betragenden Entfernung nicht einfach, aber beide Partner wussten sich in den wichtigsten Fragen einig. Doch mit der missratenen Offensive gegen Moskau geriet Bock in die Schusslinie der Kritik Hitlers, wurde zurückgezogen und im Sommer 1942 sogar ganz verabschiedet, obwohl er in Polen und Frankreich als Heerführer mit erstklassigen Erfolgen aufgewartet hatte.

Der neue Heeresgruppenführer, Generalfeldmarschall von Kluge, musste von Tresckow noch diffiziler behandelt werden. Bisher hatte er die 4. Armee kommandiert und besaß natürlich die Fähigkeit, die Operationsentscheidungen Hitlers fachlich als unzweckmäßig und falsch einzuschätzen. Trotzdem verhielt er sich in einem Falle besonders schäbig. Generaloberst Hoepner hatte angewiesen, dass entgegen einem Befehl Hitlers ein Armeekorps, das während der Operationen um Moskau eingeschlossen zu werden drohte, zurückgenommen werden durfte. Dieses vernünftige Vorgehen stieß zum ersten Mal mit der Auffassung Hitlers, wo ein deutscher Soldat stehe, käme kein anderer hin, offen zusammen. Kluge meldete diesen Verstoß als Verletzung des unbedingten Gehorsams einem Führerbefehl gegenüber sofort an Hitler, der Hoepner auf der Stelle ablösen ließ. Kluge hätte sich durchaus der Argumentation Hoepners, es gäbe eine höhere Verantwortung, nämlich der Truppe gegenüber, anschließen können. Aus Angst vor



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