City of Angels 1 - Engelsbrut (German Edition) by Andrea Gunschera

City of Angels 1 - Engelsbrut (German Edition) by Andrea Gunschera

Autor:Andrea Gunschera
Die sprache: deu
Format: azw3, epub
Herausgeber: Sieben Verlag
veröffentlicht: 2011-05-11T22:00:00+00:00


16

Auf der Fahrt zum Haus von Katherina Petrowska fühlte Eve ein seltsames Unbehagen. Eine Zeitlang beobachtete sie die Straße im Rückspiegel, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Sie fuhr zweimal vom Freeway ab und wendete an der nächsten Auffahrt, doch niemand folgte ihr. Vielleicht begann sie, Geister zu sehen. Kein Wunder, nach den Ereignissen der letzten Tage. Ein wenig Verfolgungswahn war wohl normal, wenn man zweimal hintereinander nur knapp dem Tod entronnen war.

Sie drehte die Lautstärke des Radios hoch und sang laut mit, Coldplay’s Violet Hill bis zur dritten Zeile. Dann brach sie ab, weil sie über sich selbst lachen musste. Sie war hysterisch, sie fürchtete sich. Und ihr wurde schwindelig, wenn sie an vergangene Nacht dachte. Den zweiten Teil der Nacht, Alans Duft, seine Lippen, seine Finger auf ihrer Haut. Sie war trunken vor Verliebtheit.

Und während sie mit diesem Maler geschlafen hatte, der kein Undercovercop, sondern eine Art unsterblicher Dämon war, war jemand in ihr Apartment eingebrochen und hatte den Ring gestohlen.

Nein, kein Dämon. Schattenläufer, hatte er gesagt. Schattenläufer. Sie hatte im Internet gesucht, nachdem die beiden Polizisten ihre Wohnung verlassen hatten. Das Buch Henoch existierte, sogar in einer englischen Übersetzung, dritter Treffer bei Google. Was, wenn alles, was Alan gesagt hatte, der Wahrheit entsprach? Es war zum Verrücktwerden. Sie konnte das keinem Menschen erzählen. Nicht einmal Felipe.

Das Haus der Galeristin lag an einer hügeligen Straße im Hinterland von Malibu, versteckt hinter Platanen und Fächerpalmen. Eve parkte ihren Lexus am Straßenrand und folgte dem Kiesweg zum Eingangsportal. Sie drückte auf den Klingelknopf und lauschte dem Läuten aus dem Innern des Hauses. Nicht lange und es klapperten Absätze auf Stein, die Tür schwang nach innen, und Katherina trat ihr entgegen.

Die Galeristin küsste sie zur Begrüßung auf die Wangen. Ihre Herzlichkeit legte sich über Eves Nerven wie eine weiche Decke. Sie spürte, wie ihre Anspannung sich löste, während sie ihr ins Atrium folgte.

„Ich habe mich noch gar nicht bedankt“, sagte Katherina, „für Ihren ausgezeichneten Artikel.“

„Freut mich, dass er Ihnen gefallen hat.“ Eve musterte ein Gemälde gegenüber dem Eingang. Der Stil war so klar gezeichnet, dass sogar sie verstand, was sie vor sich hatte. Ausgeführt wie ein überdimensionaler Cartoon zeigte es einen jungen Mann mit einer Bandana, die Augen vom Betrachter abgewandt. Seine Finger, obschon entspannt, umschlossen eine Pistole. Die Mauer in seinem Rücken war mit Graffiti bedeckt. Peace stand dort in eckigen Buchstaben.

„Ich mag dieses Bild“, sagte Katherina, die Eves Blick gefolgt war. „Ich mag seine Melancholie. Es ist eines der ersten aus der Serie. Danach habe ich Alan überredet, seine Kunst in meiner Galerie auszustellen.“

Sie öffnete eine Glastür, die auf eine überdachte Terrasse führte. Zwischen den Stützpfosten bauschten sich Gazevorhänge.

„Sie haben es schön hier“, sagte Eve.

„Danke.“ Katherina deutete auf einen Stuhl. „Machen Sie es sich bequem.“

„Felipe behauptet, dass Sie die Expertin für vorderasiatische Kunst sind.“

Die Galeristin lächelte. „Er übertreibt. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

Eve erwiderte das Lächeln. Ihr Unbehagen war verflogen. Katherinas Charme wirkte natürlich, ihrer Höflichkeit haftete nichts Künstliches an.

„Ich recherchiere für eine Story“, sagte sie, als Katherina mit zwei Flaschen Wasser zurückkehrte.



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