Cheysuli 07 - Der Flug des Raben by Jennifer Roberson

Autor:Jennifer Roberson [Roberson, Jennifer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-02T17:00:00+00:00

Kapitel Drei

»Zunächst«, forderte er, bevor einer der anderen etwas sagen konnte, »möchte ich wissen, wie. Und warum.«

Ashra, die das Feuer schürte, warf ihm über eine schlanke Schulter einen verwirrten Blick zu. Ihre Locken schwangen. »Was meint Ihr?«

»Ich hätte Euch erkennen müssen. Man hat mir mein ganzes Leben lang erzählt, ich würde spüren, wenn ein Ihlini in der Nähe wäre, weil die Lirverbindung dann beeinträchtigt würde. Und weil der Lir einen stets vorwarne ...« Aidan verzog das Gesicht und sah Teel nicht an. »Weil er einen üblicherweise vorwarne.« Er seufzte und rückte den Weinschlauch auf seinem Schoß zurecht. »Keiner von uns hat Lochiel erkannt, weil er einen Ring besaß, den einst mein Vater getragen hat. Er war jahrelang verhext, seitdem er ihn unwissentlich an eine Ihlinihexe, Rhiannon, weitergegeben hatte.« Er winkte ab. »Jetzt besitzt Lochiel den Ring, und er hat ihn benutzt. Ist das auch der Grund, warum Teel und ich Euch nicht erkannt haben? Besitzt Ihr einen ähnlichen Gegenstand?«

Tye schüttelte den Kopf, während er sich wieder an seine zusammengerollte Decke zurücklehnte. »Seid Ihr zuvor noch keinem von uns begegnet?«

Aidan mußte fast lächeln. »Viele, viele Jahre lang ist kein Ihlini nach Homana-Mujhar gekommen – oder in den Stammeskeep.«

Ashra war sichtlich bestürzt. »Und Ihr wart nirgendwo anders?«

Ihre ehrliche Überraschung verwirrte ihn zunächst, bis er erkannte, daß sie ihr Leben wahrscheinlich immer unterwegs verbracht hatte und einen Menschen nicht verstehen konnte, der nur an zwei Orten lebte.

Und dann dachte er darüber nach, wie es für ihn selbst klang: Er war bisher nirgendwo anders auf der Welt gewesen als in Homana-Mujhar und im Stammeskeep. Obwohl er eines Tages ein Reich regieren würde, für dessen Durchquerung zu Pferd man zwei Wochen benötigte.

Tye grinste. »Sie hat unbeabsichtigt den Nagel auf den Kopf getroffen.« Er trank Wein, schluckte und verschloß den Schlauch dann wieder. »Ihr habt uns nicht erkannt, weil es nichts zu erkennen gab.«

»Ihr seid Ihlini ...«

»... und Verwandte.« Tyes grüne Augen wirkten im Feuerschein seltsam. »Ohne Euer Gold und Euren Lir – würde ein anderer Cheysuli Euch als Cheysuli erkennen?«

Aidan machte eine Geste der Sinnlosigkeit. »Ich habe vielleicht nicht die übliche Hautfärbung, aber ...«

Siglyn unterbrach ihn. »Beantwortet die Frage.«

Aidan wartete einen Augenblick, beherrschte sich mühsam und kam Siglyns Aufforderung dann nach. »Ohne mein Gold und meinen Lir könnte er mich möglicherweise nicht ..., aber wenn Ihr wüßtet, auf welche andere Dinge Ihr achten müßt ...«

Tye seufzte angewidert. »Er will nicht mithelfen.«

»Aidan.« Ashras Stimme klang sanft. »Ihr habt uns nicht als Ihlini erkannt, weil wir Verwandte sind. Es stimmt, daß alle Cheysuli gewisse Ähnlichkeiten in Hautfarbe und Knochenform haben, aber darüber hinaus geht es nur darum, was hier besteht.« Sie berührte ihre Brust. »Wir sind weniger leicht erkennbar als Cheysuli, da uns eine gemeinsame Hautfarbe und die Lirs fehlen, aber unsere Herzen und unser Blut sind verwandt.«

Aidan mied ihren Blick und schaute statt dessen auf seine geheilte Hand hinab. Es war keine Narbe mehr vorhanden, aber er erinnerte sich nur zu gut an den Schmerz, den Schock, als er Lochiels Absicht begriff.

Siglyns Stimme klang barsch. »Die Antwort ist sehr leicht, Junge: Wir haben nicht aus dem Becher getrunken.

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