Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) by Condie Ally

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) by Condie Ally

Autor:Condie, Ally [Condie, Ally]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104023236
Herausgeber: S.Fischer Verlage
veröffentlicht: 2013-01-07T23:00:00+00:00


Kapitel 23

Cassia

Vor Monaten waren wir an einem kühlen dunklen Vorfrühlingsabend am See verabredet, wo wir hätten allein sein können.

Jetzt endlich sehe ich ihn. Kys Gesicht ist von Erschöpfung gezeichnet, und ich rieche Salbei, Sand und Gras. Gerüche, die er von draußen hereingebracht hat. Ich kenne diese steinerne Miene, diese angespannte Haltung. Seine Haut ist rau, seine Augen liegen tief in den Höhlen.

Alles fing damit an, dass er seine Hand um meine legte, als er mir zeigte, wie man Buchstaben malt.

In Kys Blick liegt eine so vollkommene Liebe und eine so tiefe Sehnsucht, dass es mich durchdringt wie der schrille, hohe Schrei eines Vogels in den Canyons. Ich fühle es im ganzen Körper. Ich werde wahrgenommen, gesehen, nur noch nicht berührt.

Der Moment vibriert zwischen uns und zerbricht urplötzlich. Zutiefst entsetzt weicht Ky zurück.

»O nein!«, stöhnt er. »Ich habe nicht mehr daran gedacht! Ich darf nicht hier unten bei dir sein!«

Doch zu spät – der Steuermann hat die Klappe geschlossen. Ky hämmert dagegen, als die Turbinen anspringen und die Stimme des Steuermannes durch die Lautsprecher dringt. »Vorbereiten zum Start!« Ich greife nach einem der Gurte, die von der Decke hängen. Xander folgt meinem Beispiel. Ky schlägt noch immer gegen die Tür des Frachtraums, die zum Cockpit führt.

»Ich darf nicht hierbleiben!«, ruft er. »Dort draußen wütet eine Krankheit, die schlimmer ist als die Seuche, und ich könnte sie übertragen!« Seine Augen flackern wild.

»Schon gut«, versucht Xander ihn zu beruhigen, aber durch das Brüllen der Motoren und sein eigenes Hämmern kann Ky ihn nicht verstehen.

»Ky!«, rufe ich so laut ich kann, immer jeweils zwischen seinen Schlägen. »Es! Ist! Nicht! Schlimm! Ich! Kann! Nicht! Krank! Werden!«

Erst da dreht er sich um.

»Und Xander auch nicht!«, füge ich hinzu.

»Woher weißt du das?«, fragt Ky.

»Weil wir beide die Male haben«, antwortet Xander.

»Welche Male?«

Xander dreht sich um und zieht seinen Kragen herunter, so dass Ky es sehen kann. »Wenn du das hast, bedeutet das, dass du an der mutierten Form des Virus nicht erkranken kannst.«

»Ich habe es auch«, sage ich. »Xander hat auf dem Flug hierher nachgesehen.«

»Ich arbeite schon seit Wochen mit Patienten, die durch das mutierte Virus erkrankt sind«, erklärt Xander.

»Und ich?«, fragt Ky. Er dreht sich um und zieht sein Hemd in einer fließenden Bewegung über den Kopf. Im schwachen Licht des Frachtraums sehe ich seinen muskulösen Rücken, seine glatte braune Haut.

Nichts. Kein Mal.

Mir schnürt sich die Kehle zu. »Ky!«, sage ich.

»Du hast es nicht«, stellt Xander fest, direkt, aber mitfühlend. »Ich habe im medizinischen Zentrum gearbeitet, ich weiß, wie das Mal aussieht. Ich bin auch mit der unheilbaren Form der Seuche in Kontakt gekommen. Bitte halte dich von uns fern, denn wir könnten beide Überträger sein. Vielleicht hast du dich noch gar nicht angesteckt.«

Ky nickt und zieht sein Hemd wieder über. Als er sich umdreht, spricht Qual, aber auch Erleichterung aus seinem Blick. Er hat nicht damit gerechnet, immun zu sein; er hat nie im Leben Glück gehabt. Aber er ist froh, dass ich geschützt bin. In meinen Augen brennen Tränen der Wut. Warum muss es immer Ky treffen? Wie kann er das ertragen?

Er schnallt sich nicht an, sondern läuft auf und ab.



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