Die Seele der Nacht by Schweikert Ulrike

Die Seele der Nacht by Schweikert Ulrike

Autor:Schweikert, Ulrike [Schweikert, Ulrike]
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 3426196433
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-02-04T22:00:00+00:00


Der Erdgnom gelangte in einen schmalen, dunklen Gang, der auf eine Felswand zuführte und sich dann nach rechts und links verzweigte. Er wandte sich nach rechts und kam an zwei weiteren Luken vorbei, ähnlich der, durch die er gekrochen war. In einer Nische konnte er zwei geschwärzte Eimer und einen Stapel Holz erahnen. Wurgluck folgte dem Gang, bis sein Weg an einer unscheinbaren Tür endete. Der Gnom musste sich mächtig recken, um die Klinke zu erreichen, doch schließlich gelang es ihm, und er lugte durch den Türspalt auf einen düsteren Vorplatz hinaus. Von rechts her schimmerte Licht durch einen Torbogen, und von dorther waren auch Stimmen zu hören. Sicher führte dieser Weg in die große Halle hinüber. Davor jedoch wand sich eine Treppe in die Tiefe.

Der spärliche Lichtschimmer genügte dem Erdgnom, um die für ihn unbequem hohen Stufen zu erkennen. Langsam kletterte er hinunter, bis er die nächste Ebene erreichte. Ein langer Gang führte in die Dunkelheit. Rechts und links waren Bretterverschläge, aus denen es nach Holz und alten Fässern, nach Äpfeln und Kartoffeln roch, nach Zwiebeln und geräucherter Wurst. Wurgluck zögerte einen Moment, dann beschloss er, den Stufen weiter hinab zu folgen.

Immer tiefer wand sich die Treppe. Mit einem unterdrückten Stöhnen hielt Wurgluck inne und massierte sich die schmerzenden Knie. Es war stockfinster um ihn, und selbst seine an Erdhöhlen gewöhnten Augen konnten die Stufen nur noch erahnen. Langsam ging er weiter. Der Geruch von Wurst und Gemüse war längst verflogen. Was nun zu ihm heraufstieg, reizte seinen Magen in ganz anderer Weise. Kein Zweifel, dort unten mussten die Verliese sein.

Nach zwei weiteren Windungen schimmerte ein blasser rötlicher Schein auf den roh behauenen Wänden, der mit jeder Biegung heller wurde. Endlich erreichte der Erdgnom den Grund. Ein kleiner, felsiger Platz tat sich vor ihm auf. Neben der Treppe steckte eine Fackel in einem Wandhalter und beleuchtete drei Gänge, die sich bald in der Schwärze verloren. An der Wand stand eine Kiste mit Lampen, Seilstücken und bündelweise Pechfackeln. Wurgluck wog eine der Lampen in der Hand und sah zu der brennenden Fackel hoch über sich auf. Nein, nicht einmal wenn er auf die Kiste steigen würde, könnte er sie erreichen. Bedauernd legte er die Lampe wieder zurück.

Er näherte sich dem ersten Gang und lauschte in die Schwärze, dann versuchte er es mit dem zweiten. Obwohl er seine Augen anstrengte und schnüffelnd die Nase hob, konnte er nichts wahrnehmen, nur undurchdringliche Finsternis. Beim dritten Gang aber glaubte er ein Geräusch zu hören. Klang das wie Schritte? Ein Räuspern? Ein leises Wehklagen? Er war sich nicht sicher, doch er tastete sich langsam in den Gang hinein. Der Geruch von Angst und Leid wurde stärker. Bald fühlte er Gitterstäbe unter seinen Fingern, die Zellen dahinter schienen jedoch leer.

Wurgluck kam um eine Biegung. Nun flackerte vor ihm wieder ein Lichtschein. Nach einer weiteren Biegung war zur Linken eine Kammer ausgespart, in der im Fackelschein ein Tisch und zwei Stühle standen. Sicher der Platz für die Wächter, aber er war leer. An der linken Seite reihten sich Gitterzellen, jede kaum drei Schritte breit.



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