Casino online by Carla Sinclair

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Autor:Carla Sinclair [Sinclair, Carla]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-14T04:00:00+00:00


30

Halb oben auf der Treppe, bleibt Kat unvermittelt stehen, so daß Jim gegen sie knallt. Jeder Muskel in ihrem Körper erstarrt, bis auf ihr Herz, das auf das Zehnfache seiner normalen Größe angewachsen zu sein scheint: Jemand ist im Apartment und hört Musik.

»Bleib hier«, flüstert sie ihm zu.

Vorsichtig legt sie ihren Rucksack neben seine Füße und schleicht die mit einem Läufer ausgelegte Treppe hoch, späht in das Apartment, kontrolliert erst das offene ›Schlafzimmer‹, dann das Wohnzimmer. Niemand ist zu sehen. Dann bemerkt sie die TV-Konsole mit der Stereoanlage, und es fällt ihr wieder ein: Seit ihrem letzten Besuch läuft das Radio.

»Jim, alles in Ordnung. Komm hoch! Und bring meinen Rucksack mit.«

Sie eilt zur Wand mit dem durchgehenden Fenster und sieht hinaus. Die Wagen bewachen noch immer die beiden Seiten des Parks.

»Siehst du sie?« fragt er. Er läßt sich am Fenster auf die Knie nieder und späht hinaus.

»Nur die Wagen. Ich glaube, es ist noch immer jemand im Mustang.«

Der Park ist voller Menschen, die dort ihre Mittagspause verbringen. Kat kann niemanden erkennen.

Jim geht vom Fenster weg. »Wo ist das Telefon?«

An der Wand befinden sich einige Steckdosen, ein Telefon kann Kat nicht finden. Sie rennt nach hinten. Weitere Steckdosen, aber kein Telefon.

»Ich glaube, es gibt hier keines«, sagt sie, als sie ins Wohnzimmer zurückkehrt.

»Wem gehört die Wohnung?« Jim sitzt auf einer Couch und sieht sie an.

Kat läßt sich ihm gegenüber nieder. »Einem Freund von Yoke, aber momentan wohnt hier niemand.«

Er sieht sich um und ist von der Achtziger-Jahre-Einrichtung angetan, dann fällt er plötzlich in sich zusammen. »O mein Gott, was wird Mandy nur denken!«

Kat reagiert nicht.

Wieder wendet er seinen Blick zum Fenster, obwohl von der Couch aus nicht viel zu sehen ist. »Ich denke, wir müssen warten, bis sie verschwinden.«

»Ich habe nur eine Stunde Zeit.« Sie überlegt, ob sie das Shuttle zum Flughafen überhaupt nehmen soll. Sie hat schon jetzt Schuldgefühle, wenn sie ihn einfach zurückläßt.

»Kat, mit den Kerlen ist nicht zu spaßen. Du wirst hier nicht rausgehen, solange ihre Wagen direkt vor uns geparkt sind.«

»Wie soll ich sonst aus dieser beschissenen Lage rauskommen?«

Er schweigt. Er hat sich nach vorn gebeugt und die Ellbogen auf den Oberschenkel aufgestützt. Scheiße, jetzt klang sie egoistisch.

»Warum kommst du nicht einfach mit?« sagt sie. »In LA suchen sie dich nicht.«

»Das geht nicht, Kat. Sie würden nach mir suchen, und außerdem habe ich hier einen Job.« Er stößt gegen den Kaffeetisch, der einige Zentimeter auf Kat zurutscht. »Ich habe kein so lockeres Leben wie du. Ich muß mit meiner Anwältin reden und mich dieser Sache stellen. Davonlaufen hilft nichts.«

Davonlaufen, genau das tut sie. Und nicht nur vor den Gangstern im Park, die eine wunderbare Ausrede sind, um alles liegen- und stehenzulassen. Sie stellt sich nie einer Herausforderung. Ihr Leben ist nur allzu locker. Verdammt, warum mußte er das sagen?

Sie versucht die scheußliche Wahrheit wegzuschieben, aber sie läßt sich nicht verdrängen: Wenn sie sich vor diesen Schurken versteckt, hätte sie eine hervorragende Entschuldigung, um ihr Leben weiter einfach so laufen zu lassen. Wenn sie wieder nach LA geht, müßte sie sich nicht der Tatsache ihres beruflichen Scheiterns stellen.



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