Calaspia 02 - Der Schwertkodex by Guptara Suresh und Jyoti

Calaspia 02 - Der Schwertkodex by Guptara Suresh und Jyoti

Autor:Guptara, Suresh und Jyoti [Jyoti, Guptara Suresh und]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Calaspia
Herausgeber: vampyrella
veröffentlicht: 2014-12-06T05:00:00+00:00


Kapitel 24

Die umherschweifenden Raben

Wohin seine Füße ihn trugen, wusste Bryn nicht. Es war ihm egal. Für ihn war seine Umgebung verschwommen. Ohne besondere Merkmale. Düster und feindselig wie sein Geist. Von Schatten beherrscht. Woher er kam, spielte keine Rolle mehr, wohin er ging, auch nicht. Er wusste nur, dass der Schmerz in seiner Vergangenheit lag und sich bis zum Horizont nichts als Leere und Einsamkeit erstreckten. Er hatte Hunger, aber das dumpfe Stechen in seinem Magen war nichts gegen das Loch in seinem Herzen. Er wanderte in Tränen ... wanderte still ... wanderte allein ... allein. Tag und Nacht wanderte er und schlief, wenn er umfiel und zu erschöpft war, um wieder aufzustehen. In den ersten Tagen brachte er es nicht fertig, stehen zu bleiben. Er zählte sie nicht, doch als sein Körper schließlich zu steif war, um dieses Tempo fortzusetzen, und sein Geist hinreichend abgestumpft war, um nicht wieder und wieder dieselben schmerzlichen Gedanken zu denken, befand er sich weit im Amboss. In alle Richtungen waren nur Berge zu sehen.

Die stramm marschierten Meilen forderten ihren Tribut, und er verbrachte seine Zeit damit, in die Ferne zu starren, und verlor sich in seinen Gedanken, wie er der Zivilisation verloren war. Ha! Verfluchte Zivilisation. Was war sie denn schon? Ein Verhaltenskodex, mit dem man sich der Welt präsentierte. Soziale Konditionierung. Hohe Mauern, hinter denen zivilisierte Leute ihre Reichtümer vor den Barbaren verbargen, denen sie sie abgenommen hatten. Eine Maske der Unaufrichtigkeit, hinter der man sein Gesicht verbarg. Die Numenii und ihre Eroberungen waren ihm egal. Ihre Siege, ihre Niederlagen interessierten ihn nicht, auch nicht ihre Sieger, ihre Verlierer, ihre Gewaltherrscher und Thronräuber, ihre Heiligen und Märtyrer. Vielleicht fiel Mama Bellyset ja in diese Kategorie und war eine Märtyrerin - aber was nutzte ihm das? Was nutzte es ihr?

Ihm war alles egal. Ein Leben für die Rache wäre vielleicht etwas gewesen, und vielleicht kam es ja noch dazu. Er hatte nicht vor, sich von seinen Gefühlen in irgendeine Richtung drängen zu lassen. Ihm fehlten Mittni und Thybil nicht.

Er war schwach vor Hunger und fing langsam, widerstrebend an, für sich zu sorgen. Obwohl er praktisch keinerlei Werkzeug besaß, fand er es dennoch einfach, Wild zu fangen. Seine Zeit bei den Culmus Sangui war wirklich fruchtbar gewesen, nur hatte sie Mama Bellyset nicht gerettet. Die Idee, in Baruto seine Eltern ausfindig zu machen, kam ihm unausweichlich, aber er dachte kaum über diese Möglichkeit nach, da verwarf er sie auch schon. Sie hatten ihn nicht sehen wollen. Sollten sie doch durch jemand anderen von Mama Bellysets Tod erfahren und sich Sorgen um ihn machen. Oder auch nicht.

Unangenehme Tage vergingen im Wechsel von Sonne und Mond. Er wartete nie auf den Tagesanbruch, konnte es nicht ertragen, den Sonnenaufgang mitanzusehen. Sobald der Mond blasser wurde, schlüpfte er in den Schutz der Bäume oder einer Höhle. Meist schlief er dann. Er wurde zu einem Geschöpf der Nacht, erwachte mit den Eulen und jagte mit den Wölfen.



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