Butcher, Jim - Harry Dresden 7 by Erlkönig

Butcher, Jim - Harry Dresden 7 by Erlkönig

Autor:Erlkönig
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-21T16:09:03+00:00


24. Kapitel

Murphys Haus hatte ihrer Großmama gehört. Es war ein süßes, kleines Häuschen, das in einer Nachbarschaft stand, die erbaut worden war, bevor Edisons Glühbirne in Mode gekommen war. Doch während andere Viertel wie diese den Bach runtergingen und immer schäbiger wurden, erweckte diese besondere Straße fast den Anschein eines historischen Freilichtmuseums mit ordentlich gepflegtem Rasen, gestutzten Bäumen und sorgfältig geweißelten Häusern.

Ich ließ den Käfer die Einfahrt hinaufschnaufen, zögerte dann kurz und bollerte über den Rasen hinter das Haus, wo ich neben einem winzigen Anbau anhielt, der wie der Werkzeugschuppen der bösen Hexe aus dem Märchen aussah. Ich würgte den Motor ab und blieb eine Weile sitzen, um dem Auto dabei zuzuhören, wie es seine üblichen Bin-grad-stehengeblieben-Laute von sich gab. Ohne Scheinwerfer war es sehr finster. Mein Bein schmerzte wie die Hölle. Es schien eine verdammt gute Idee zu sein, die Augen zu schließen und mich ein wenig auszuruhen.

Stattdessen kramte ich herum, bis ich die Pappschachtel fand, die ich in meinem Auto aufbewahrte. Außer einigen Ballons mit Weihwasser, einem alten Paar Socken und einer schweren, alten Kartoffel fand ich darin mehrere knisternde Plastikverpackungen. Ich riss eine davon auf, bog die Plastikröhre darin durch und schüttelte sie kräftig. Die Chemikalien darin mischten sich, und das Knicklicht begann, mit einem goldgrünen Leuchten zu schimmern.

Ich stieg aus und schleppte meinen erschöpften Arsch zur Hintertür. Thomas und Butters folgten mir. Ich schloss mit Murphys Schlüssel auf und führte die ganze Belegschaft ins Innere des Hauses.

Murphys Zuhause war … traue ich mich, das jetzt wirklich zu sagen? Süß. Die Möbel stammten aus der viktorianischen Zeit, sie waren alt, aber über all die Zeit hatte jemand sorgsam auf sie geachtet. Die Inneneinrichtung wurde von einem ganzen Haufen Spitzendeckchen beherrscht, und es war klar, dass hier ein Mädchen wohnte. Als Murphys Großmama dahingeschieden und Murphy eingezogen war, hatte sie kaum etwas verändert. Das einzige Zugeständnis an die Gegenwart der zähesten Polizistin Chicagos war ein einfaches Holzgestell auf dem Kaminsims, auf dem einige japanische Schwerter ausgestellt waren.

Ich ging in die Küche und öffnete das Schubfach, in dem Murphy ihre Streichhölzer aufbewahrte. Ich entzündete einige Kerzen, die ich wiederum dazu benutzte, ein Paar alter Kerosinlampen aufzustöbern und diese anzuwerfen.

Thomas kam herein, als ich damit noch beschäftigt war, und schnappte sich den Leuchtstab, den er mit einer Hand hielt, während er den Kühlschrank aufriss, um darin herumzustöbern.

„He“, schimpfte ich. „Das ist nicht dein Kühlschrank!“

„Murphy würde teilen, oder?“, fragte Thomas.

„Darum geht es nicht“, sagte ich. „Er gehört einfach nicht dir.“

„Es gibt keinen Strom“, antwortete Thomas, der bis zu seinen Schultern im Kühlschrank verschwunden war. „Das Zeug wird ohnehin schlecht. Sehr schön, Pizza und Bier.“

Ich starrte ihn einen Augenblick lang giftig an, dann riet ich ihm: „Sieh im Tiefkühlfach nach. Murphy liebt Eis.“

„Geht klar“, brummte er. Dann blickte er zu mir herüber und befahl: „Harry, setz dich sofort hin. Ich bringe dir was.“

„Mir geht’s gut“, sagte ich.

„Nein. Dein Bein blutet wieder.“

Ich zwinkerte ihn an und blickte an mir herab. Die weißen Bandagen hatten sich tiefrot vollgesogen. Noch war der Verband nicht vollständig durchgeblutet, doch es war fast kein Weiß mehr zu sehen.



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