Broken Monsters by Lauren Beukes

Broken Monsters by Lauren Beukes

Autor:Lauren Beukes [Beukes, Lauren]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644542617
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-05-30T04:00:00+00:00


Freitag, 14. November

Knusperhäuschen

Ein Paar Stiefel stehen vor dem Ofen der Miskwabic-Töpferei. Rote Gummistiefel für Damen. Mit Marienkäfer-Aufdruck. Die Füße stecken noch drin, steife graue Klumpen, die in Blut schwimmen. The ankle bone’s connected to the foot bone. Ein roter Schmierfleck auf der Ofentür. Blutige Schleifspuren führen von der Hintertür weg. Der Ausstellungsraum ist voller bunter Kachelscherben, die aussehen wie Puzzleteile, und dazwischen liegen überall vertrocknete Blumen, als hätte jemand den Laden eines Floristen ausgeräumt.

Von draußen wirkt die Töpferei wie ein niedlicher kleiner Pub vom englischen Lande, den jemand im Ganzen nach Detroit verpflanzt hat, inklusive Schornstein und Sprossenfenstern. Hier drinnen ist es allerdings extrem gruselig.

Hinter Gabi steht eine Maschine, die aussieht wie der Brustkorb eines grässlichen Ungeheuers. Die Hintertür zum Hof steht weit offen – dort ist er wahrscheinlich reingekommen. Hier müssen sie genau nach Fingerabdrücken suchen, denkt Gabi.

Vor ihr steht der Ofen – wer weiß, was da drin ist. Er ist riesig, hat die Form eines Sarkophags, ein gewölbtes Dach, besteht aus weißen Ziegelsteinen, mit Brandflecken und Rohren und Gaskanistern an der Seite, wo außerdem keck eine Temperaturanzeige aus ihm hervorlugt. Er ist mit schwarzem Eisen verschalt, hat einen Metallgriff und Schienen, auf denen sich die Tür aufziehen lässt, markiert mit schwarz-gelben Warnstreifen. Historisches Industrie-Design.

Gabi erinnert der Ofen an die alten Märchen, die sie Layla vorgelesen hat. Hänsel, der statt seines Fingers den Gänseknochen herausstreckt, um zu beweisen, dass er nicht fett genug ist, um im Bratenrohr zu landen. Noch nicht. Kannibalismus und Mord und grausame Eltern. Heutzutage sind die Geschichten alle davon bereinigt. Angeblich kommen Kinder mit so düsteren Themen nicht klar, aber wie sollen wir denn sonst lernen, gegen die Finsternis zu kämpfen? Wie sonst sollen wir uns auf einen Moment wie diesen vorbereiten? Wenn man die Tür öffnen muss und nicht weiß, was einen dahinter erwartet? Die Angst lässt Gabis Kopfhaut prickeln. Animalische Fluchtinstinkte. Urängste.

Natürlich bleiben für die meisten Menschen der Tod hinter der Tür und das Monster im Inneren rein metaphorisch. Für Gabi hingegen ist es bittere Realität.

«Gibt’s da einen Trick, wie man das Ding aufmacht?», ruft sie dem jungen Mann zu, der das Pech hatte, die Leiche zu finden. Oder besser gesagt den Tatort, denn noch gibt es keine Leiche. Mal abgesehen von den Füßen. Aber die Leiche wird noch auftauchen.

«Nein …», presst der Junge mit erstickter Stimme hervor. Er steht am Eingang und hat die Arme so fest um seinen Oberkörper geschlungen, dass er sich fast die Rippen bricht.

«Kann jemand da drinnen überlebt haben?»

«Nicht, wenn der Ofen an war. Der wird bis zu 500 Grad heiß.»

«Und jetzt?»

«Inzwischen ist er abgekühlt. Den kann man jetzt einfach aufmachen.» Es ist offensichtlich, dass sie das machen soll. Gabi ist versucht, ihre Waffe zu ziehen. Vor ihrem inneren Auge sieht sie schon, wie ein geschmolzenes Etwas panisch versucht, sich aus dem Ofen zu befreien. Wieso schaust du nicht nach, ob der Ofen schon heiß ist, Kind?

«Okay, also dann», sagt Gabi und legt die Hand auf den Griff. Die Ziegelsteine strahlen noch Restwärme ab, das kann sie jetzt spüren.



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