Brennende Narben by Leo Born

Brennende Narben by Leo Born

Autor:Leo Born [Born, Leo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: beTHRILLED
veröffentlicht: 2019-04-02T00:00:00+00:00


34

Jan Rosen versuchte die Panik zu ignorieren, die in ihm aufstieg.

Mit der Waffe hielt er die Männer in Schach. Kein Laut der Überraschung war bei seinem plötzlichen Eindringen über ihre Lippen gekommen. Einer stand links von ihm, der andere saß in einem Sessel. Sie sahen ihn einfach an, wie Raubtiere, lauernd, mit einer Abgebrühtheit, die an Rosens Nerven zerrte.

Und jetzt?, hämmerte es in seinem Schädel.

Auch die junge Frau starrte ihn an, das Gesicht verheult, von Schmerzen verzerrt.

»Herzlich willkommen«, sagte der Mann im Sessel.

Und jetzt?

Rosen hatte sich keinen Plan zurechtgelegt, die Situation hatte ihn irgendwie überrollt, und nun war er mittendrin. Ein Schweißtropfen fiel von seiner Nasenspitze.

»Was willst du denn, du Wichser?« Der Mann, der sich seitlich von ihm aufhielt, stierte ihn an. Ein breitschultriger Brocken, jünger als der andere, der wohl über vierzig war.

Und jetzt?

Rosen griff mit der linken Hand nach dem Arm der Frau. Bei der Berührung zuckte sie zusammen.

Er zog sie zu sich heran. Sie jammerte. Er zog sie noch näher zu sich, begann langsam rückwärts aus dem Raum zu gehen, im Schlepptau Anyana, die sich erst wehrte, ihm dann doch folgte.

»Meinst du, ihr beide erreicht den Ausgang?« Der Mann im Sessel grinste, die Augen kleine, funkelnde Kristalle im runden Gesicht.

»Ich kann nicht«, winselte Anyana, »ich brenne.«

»Los!«, zischte Rosen ihr zu.

»Ich brenne«, wiederholte sie.

Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie damit meinte, und war ohnehin so angespannt, dass er ihre Worte kaum aufnehmen konnte.

Immer noch im Rückwärtsgang bewegte sich Rosen den Flur entlang, den Blick nach vorn ins Zimmer gerichtet, die Pistole erhoben.

Wieder sperrte sich Anyana gegen die Bewegung, wieder zog er sie mit sich, er hatte nicht mehr ihren Oberarm, sondern ihr Handgelenk gepackt.

Sie stöhnte auf.

»Umdrehen!«, befahl er und hätte sich gewünscht, mehr Autorität, mehr Kraft in seine Stimme legen zu können.

Doch sie gehorchte und wandte sich der Treppe zu.

Die Männer beobachteten sie, beide inzwischen an der Zimmertür stehend.

Dann drehte sich auch Rosen um. »Los!«, rief er und rannte los, die Stufen hinunter, die Frau am Gelenk mit sich schleifend, die fürchterliche Schreie ausstieß.

Dadurch alarmiert, tauchten Huren und Freier vor ihnen auf, die sie verwirrt anglotzten. Rosen stieß sie beiseite, kämpfte sich weiter durch, Anyana bei ihm, jammernd, schluchzend, schreiend.

Du kommst nicht durch!, sagte er sich. Spätestens im Erdgeschoss haben sie dich.

Im ersten Stock bog er in einen der Korridore ein, Anyana immer noch an seiner Seite. So platzte sie in das erstbeste Zimmer herein, wo ein Mann und eine Hure auf dem Bett lagen und sie entgeistert anstarrten.

Rosen riss das Fenster auf, das auf den Hinterhof führte. Hinter sich hörte er aufgeregte Rufe von Männern in einer fremden Sprache und das Trampeln schwerer Schritte.

Sie waren ihnen auf den Fersen.

Er drängte die nackte Anyana auf die Fensterbank. »Spring!«, schrie er und half mit einem Schubs nach.

Er verfolgte, wie sie neben einem schwarzen Auto auf dem Asphalt aufkam und hinfiel. Ohne nach hinten zu sehen, sprang auch er ins Freie. In seinen Knöcheln flammte Schmerz auf, als er landete, doch er schaffte es, auf den Füßen zu bleiben.



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