Brennen Muss Salem by Stephen King

Brennen Muss Salem by Stephen King

Autor:Stephen King
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783453125278
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1974-12-31T23:00:00+00:00


Es war einundzwanzig Uhr, als das Telefon neben Bens Bett klingelte. Es war Susan, und sie konnte ihre Stimme nur mühsam beherrschen.

»Ben, Floyd Tibbits ist tot. Er starb gestern nacht in seiner Zelle. Doktor Cody meint, akute Anämie. Aber ich kenne Floyd! Er hatte einen zu hohen Blutdruck. Deshalb war er untauglich.«

»Langsam«, sagte Ben und setzte sich auf.

»Noch etwas. Das zehnmonatige Kind von McDougall ist gestorben. Man hat die Mutter in Gewahrsam genommen.«

»Weißt du, wie das Baby gestorben ist?«

»Mrs. Evans ging hinüber, als sie Sandra McDougall schreien hörte. Mrs. Evans erzählte meiner Mutter, daß alles an dem Kind in Ordnung zu sein schien ... außer eben, daß es tot war.«

»Und Matt und ich liegen hier und können nichts unternehmen«, sagte Ben mehr zu sich als zu Susan. »Beinahe, als wäre es so geplant.«

»Noch etwas. Carl Foreman ist verschwunden, und auch die Leiche von Mike Ryerson.«

»Ich glaube, das ist es«, hörte er sich sagen. »Jetzt ist es soweit. Morgen verschwinde ich von hier.«

»Wird man dich so bald fortlassen?«

»Ich werde sie nicht fragen.« Er sagte es wie geistesabwesend; seine Gedanken waren bereits beim nächsten Thema.

»Besitzt du ein Kruzifix?«

»Ich?« Es klang erstaunt und ein wenig amüsiert. »Mein Gott, nein.«

»Ich mache keinen Spaß, Susan. Es ist mir bitter ernst. Kannst du jetzt, um diese Zeit, noch ein Kruzifix auftreiben?«

»Nun, da wäre vielleicht Marie Boddin. Ich könnte hingehen -«

»Nein. Geh nicht auf die Straße. Bleib im Haus. Mach dir selbst ein Kreuz, und wenn es nur zwei zusammengeklebte Stäbe sind. Laß es nahe deinem Bett liegen.«

»Ben, ich glaube das immer noch nicht. Vielleicht geht ein Irrer um, der glaubt, ein Vampir zu sein, aber -«

»Glaub, was du willst, aber mach ein Kreuz.«

»Aber –«

»Machst du es? Mir zuliebe?«

Widerwillig: »Ja, Ben.«

»Kannst du morgen gegen neun ins Spital kommen?«

»Ja.«

»Gut. Wir werden hinaufgehen und Matt informieren. Und dann werden wir beide mit Dr. Cody sprechen.«

Sie sagte: »Er wird dich für verrückt halten, Ben. Ist dir das klar?«

»Ja, vermutlich. Aber nach Einbruch der Dunkelheit sieht alles realer aus, nicht wahr?«

»Ja«, sagte sie leise. »Mein Gott, ja.«

Ohne bestimmten Grund dachte er an Miranda und an Mirandas Tod; das Motorrad, der nasse Fleck, das Schleudern, Mirandas Schreckensschrei und der Lastwagen, der größer und größer wurde, während sie auf ihn zuschlitterten.

»Susan?«

»Ja.«

»Bitte paß auf dich auf. Bitte.«

Als sie aufgehängt hatte, starrte er auf den Fernsehschirm, ohne die Komödie mit Doris Day, die eben begann, wirklich zu sehen. Er fühlte sich nackt und schutzlos. Er hatte kein Kreuz.

Seine Augen wanderten zum Fenster, das nur Dunkelheit zeigte. Die alte kindliche Furcht vor der Dunkelheit überfiel ihn; er schaute auf den Fernsehschirm, wo Doris Day einem Pudel ein Schaumbad gab, und hatte Angst.

Die Leichenhalle in Portland ist ein kühler, antiseptischer Raum, der zur Gänze mit grünen Fliesen ausgekleidet ist. Boden und Wände zeigen ein mattes, die Decke ein etwas helleres Grün. An den Wänden befinden sich viereckige Türen, die aussehen wie große Schließfächer auf einem Bahnhof. Auf das alles werfen lange parallele Leuchtstoffröhren ein kühles, neutrales Licht. Das Interieur ist nicht eben anregend, aber soviel man weiß, hat sich noch keiner der Kunden beklagt.



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