Boese - Horror by Bentley Little

Boese - Horror by Bentley Little

Autor:Bentley Little
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783838708973
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2011-02-20T23:00:00+00:00


26.

Billy raste mit dem Mountainbike durchs Gebüsch. Die breiten GMX-Reifen rollten über Pflanzen und Steine, pflügten durch dünnes Gestrüpp. Er und Lane hatten sich beide vor Wochen für den Mountainbike-Wettbewerb angemeldet. Nun trainierte Billy verbissener denn je. Dabei kam es ihm gar nicht darauf an, ob er als Erster durchs Ziel fuhr oder nicht - er wollte nur Lane schlagen. Und zwar um Längen.

Billy kurvte um einen großen Felsblock herum, den er ohne zu bremsen so scharf umrundete, wie er sich gerade noch traute. Lane und er waren an Fähigkeiten und Erfahrung etwa gleich stark; Billy wusste, dass viel Training und eiserner Wille erforderlich waren, um seinen Ex-Freund zu besiegen.

Aber er würde ihn besiegen.

Mit einem Mal stellte Billy fest, dass er den Hügel hinunter zur Ausgrabungsstätte fuhr, ohne dass sie sein Ziel gewesen wäre. Er war nicht mehr dort gewesen, seitdem er und Lane sich zerstritten hatten. Nun jagte er den Hügel hinunter ins enge Tal. Weiter vorn gab es einen kleinen, natürlichen Graben, der durch ablaufendes Wasser entstanden war. Billy riss die Lenkstange hoch, und das Rad flog darüber hinweg. Bei der harten Landung geriet er kurz ins Rutschen, behielt jedoch Geschwindigkeit und Gleichgewicht bei und trat wild in die Pedale.

Der Boden ging in ebenes Gelände über. Billy fuhr langsamer, als er sich der Fundstätte näherte. Als er die Bäume im Umkreis der Grabung erreichte, sprang er vom Rad und ging den Rest des Weges zu Fuß.

Es war niemand dort.

Billy blickte sich um. Er wusste, die Universität hatte die Ausgrabungen nicht vor Ende August abschließen wollen; offensichtlich hatten sie nun doch beschlossen, eher zu gehen. Billys erster Gedanke war, dass alle sich einen Tag frei genommen hatten, um in die Stadt, zum See oder zu einem der Bäche zu gehen. Doch es war offensichtlich, dass sie alles eingepackt und ihre Arbeit beendet hatten und nach Hause gefahren waren. Es waren nur ein paar Markierungspfosten übrig, die im Boden steckten, und ein paar zerrissene Umschläge lagen auf der Erde verstreut.

Billy runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht. Im letzten Sommer war auf der Grabungsstätte kein Müll zurückgeblieben. Überhaupt nichts. Das Motto des Professors war »Pack es aus, pack es ein« gewesen, und er hatte dafür gesorgt, dass seine Studenten den Grabungsort so verließen, wie sie ihn vorgefunden hatten.

Plötzlich hatte Billy Angst, und ihm wurde bewusst, dass er hier draußen vollkommen allein war. Das schreckliche Gefühl, von allem und jedem abgeschnitten zu sein, kam von einem Augenblick zum anderen über ihn. Rasch drehte er sein Rad um ...

Und sah den Postboten.

Er kam mit großen Schritten über die nackte Erde auf ihn zu. Sein Haar leuchtete feuerrot vor dem grünen Hintergrund. Er trug keinen Postsack auf dem Rücken und hatte keine Briefe in der Hand. Offenbar war er hierhergekommen, um etwas anderes zu tun, als Briefe auszutragen. Diese Feststellung jagte Billy mehr Angst ein als alles andere.

Er sprang auf sein Rad und trat mit aller Kraft die Pedale. Dabei übersah er einen der ausgehobenen Gräben. Das Vorderrad rutschte weg, und er landete auf dem Boden.



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