Bodden-Tod by Kastner Corinna

Bodden-Tod by Kastner Corinna

Autor:Kastner, Corinna [Kastner, Corinna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: emons
veröffentlicht: 2017-09-07T22:00:00+00:00


ZWÖLF

Als ich aufwachte, fror ich. Im Schlaf hatte ich die Decke zur Seite gekickt, meine Arme und Beine lagen bloß. Ich kuschelte mich wieder unter die Decke, was nicht half, also quälte ich mich frierend und müde aus dem Bett und stellte mich unter die heiße Dusche. Ungewollt wanderten meine Gedanken zu Matthias. Matthias Röwer, korrigierte ich mich. Es war besser, wenn ich aufhörte, auf so vertraute Weise an ihn zu denken. Wenn es einen plausiblen Grund gegeben hätte, wäre ich ihm heute gern genauso aus dem Weg gegangen wie gestern. Leider gab es keinen Grund. Ich dehnte die Dusche so lange aus, dass ich schon ganz schrumpelige Haut bekam, cremte mich danach mit einer Akribie ein, die mir normalerweise fremd war, stand eine halbe Ewigkeit vor dem Schrank und tat, als würde ich überlegen, was ich anziehen sollte. Alles nur, damit ich den Moment hinauszögern konnte, Matthias wieder gegenüberzustehen. Matthias Röwer.

Schließlich versuchte ich mich zu überzeugen, dass sich überhaupt nichts geändert hatte. Ich würde meine Arbeit machen, zwischendrin auf den Friedhof gehen, und wenn sich da nichts ergab, weiter nach Friedhelm Meinert und Elsa Hartwig forschen. Wollte ich das eigentlich noch? Ja. Ich mochte nun mal keine halben Sachen, und ich musste wissen, ob hinter dem Gemälde der »Familie unter dem Birnbaum« und jenem von Juliane Röwer eine Geschichte steckte, und wenn ja, welche.

Als ich endlich hinunterging, hörte ich aus der Küche Matthias’ Stimme und kapitulierte. Er war nicht mehr Matthias Röwer für mich und würde es nie wieder sein.

»… früh eingefallen«, sagte er gerade. »Ich hab dich extra drauf angesprochen, du wolltest das prüfen.« Er lehnte neben dem Kaffeeautomaten, einen noch leeren Becher in der rechten, sein Telefon in der linken Hand, und war so auf das Gespräch fixiert, dass er mich nicht kommen hörte. Ich blieb stehen, um ihn zu beobachten. Seine Haare waren noch ein klein wenig feucht, auf ein Jackett hatte er heute früh verzichtet, aber die Krawatte saß wie eine Eins, das weiße Hemd war wie immer faltenfrei. Nicht so seine Stirn.

»Wie konntest du die letzte Seite des Addendums übersehen?«, fragte er und hörte dann kurz zu, bevor er sagte: »Ich werde es nicht auf einen Rechtsstreit ankommen lassen. So gern ich Maddy Walters hier hätte, das ist es nicht wert.« Wieder hörte er zu, die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, die lange Narbe trat deutlicher hervor als sonst. »Nein, wir müssen das sofort klären. Wenn nötig, rufe ich Wegener in Hamburg an. Ist mir egal, ob du mit dem kannst oder nicht, wir haben keine andere Wahl, wenn du nicht allein hinkriegst, was du allein verbockt hast.«

Wenn seine Worte auch deutlich ungehalten klangen, hatte er seine Stimme kein einziges Mal erhoben. Er beendete das Gespräch grußlos und legte das Telefon auf die Arbeitsplatte neben dem Kaffeeautomaten.

»Morgen, Frau Sievers. Kaffee?«

Ich fühlte mich – wieder mal – von ihm ertappt und hoffte, er nahm nicht an, dass ich hatte lauschen wollen. »Ja, danke«, sagte ich um einen lockeren Tonfall bemüht. »Gibt’s Schwierigkeiten wegen der



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