Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) by Harrison Kim

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) by Harrison Kim

Autor:Harrison, Kim [Harrison, Kim]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-09-09T22:00:00+00:00


16

Ich saß schon so lange in dieser stinkenden Toilette, dass ich sie nicht mal mehr riechen konnte, und das störte mich. Sie hatten mich vor Stunden hier reingeworfen, um mich von Winona zu trennen. Der winzige Raum war widerlich, aber eine sorgfältige Untersuchung hatte mir einen Fluchtweg eröffnet. Ich brauchte nur ein bisschen Zeit. Nachdem ich Jennifer und Gerald mit Verstümmelungen gedroht hatte, wenn sie die Tür auch nur öffneten, um mir Abendessen zu bringen, hatte ich meine Ruhe. Dämlich. Das Letzte, was man tun sollte, ist, eine Gefangene in einem schlecht eingerichteten, schlecht konstruierten Kellerklo einzusperren und sie dann zu ignorieren. Wer auch immer dieses Ding gebaut hatte, hatte sich nicht an die Vorschriften gehalten. Zwischen der Mauer und der Kabinenwand waren mindestens sechzig Zentimeter Platz.

Ich kaute auf meiner Unterlippe, als ich das nächste Stück Verkleidung von dem Loch löste, das ich mit dem Plastikstück von Winona gebohrt hatte. Das Bruchstück war ungefähr so groß wie meine Handfläche, und ich legte es vorsichtig auf den Spülkasten. Ich hätte ein größeres Stück lösen können, aber je größer die Teile, desto mehr Lärm verursachte ich. Ich ging davon aus, dass es ungefähr drei Uhr morgens war, aber ich wusste nicht, wie weit ich von ihrem Bau entfernt war. Diesmal würde ich auf Nummer sicher gehen. Wenn das hier schiefging, würde ich keine dritte Chance kriegen. Wenn ich wieder versagte, würde einer von uns sterben, und wahrscheinlich wäre das Winona. Und ich könnte nicht mehr mit mir leben, wenn das geschah.

Ich rieb mir mit der Hand über die Nase und lockerte ein weiteres Bruchstück, bis die schwere Pappe nachgab. Ich hatte seit Stunden von niemandem einen Piep gehört, und ich konnte nur hoffen, dass es Winona gut ging. Das Loch war inzwischen groß genug, dass ich mich hindurchschieben konnte. Dann musste ich nur noch die eigentliche Toilettenwand durchbrechen.

Mit protestierenden Muskeln stand ich auf. Sie waren nach dem langen Sitzen auf dem kalten Zement steif geworden. Ich streckte mich Richtung Decke und drehte vorsichtig an der Glühbirne, bis das Licht ausging. Ich wusste nicht, wo sich der Schalter befand, aber hier drin bei mir war er nicht.

Während ich darauf wartete, dass meine Augen sich an die Dunkelheit anpassten, joggte ich auf der Stelle. Es war kalt hier unten, und ich wollte mich notfalls schnell bewegen können. Langsam erschien ein leiser Lichtschein unter der Tür, und ich kniete mich wieder vor mein Loch.

Ich nahm mein improvisiertes Werkzeug und bohrte ein Loch in die Außenwand. Ich war so leise wie eine Maus, aber falls jemand die Tür bewachte, musste er mich hören. Mit angehaltenem Atem legte ich ein Auge an das Loch und sah hindurch, erkannte aber nichts außer schattenhaften Haufen und einen Lichtschein an der Stelle, wo sie wahrscheinlich gerade schliefen. Zwischen uns standen Kisten und alte Aktenschränke.

So weit, so gut. Ermutigt steckte ich meinen Finger durch das Loch und zog. Langsam verbreiterte ich die Öffnung. Die Luft wurde frischer, und ich arbeitete schneller und gab die Verstohlenheit zugunsten der Geschwindigkeit auf. Wenn ich Glück hatte, schlief Eloy und war nicht draußen auf Patrouille.



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