Blut - Skeleton Crew by King Stephen

Blut - Skeleton Crew by King Stephen

Autor:King, Stephen [King, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-06-03T22:00:00+00:00


Die Nacht dauerte ewig.

Der Himmel wurde gegen Viertel vor fünf im Osten hell, und Randy spürte, wie sich seine Stimmung langsam besserte. Aber es war nur vorübergehend, so falsch wie die Dämmerung. Er stand auf den Brettern, hatte die Augen halb geschlossen und das Kinn auf der Brust. Er hatte bis vor einer Stunde auf den Brettern gesessen und war plötzlich – ohne zu wissen, dass er geschlafen hatte, das war das Erschreckende – von diesem unaussprechlichen Segeltuchlaut geweckt worden. Er sprang, Sekundenbruchteile bevor die Schwärze gierig zwischen den Fugen nach ihm greifen wollte, auf die Füße. Sein Atem ging pfeifend; er biss sich auf die Lippe, bis sie blutete.

Eingeschlafen, du bist eingeschlafen, du Arschloch!

Eine halbe Stunde später war das Ding wieder von unten hervorgequollen, aber er hatte sich nicht mehr gesetzt.

Er hatte Angst davor, sich zu setzen, Angst davor, dass seine innere Stimme ihn diesmal nicht rechtzeitig wecken würde.

Seine Füße standen immer noch fest auf den Brettern, als ein helleres Licht, diesmal die richtige Dämmerung, den Osten erhellte, und die ersten Morgenvögel anfingen zu singen.

Die Sonne ging auf, und um sechs war der Tag so hell, dass er ans Ufer sehen konnte. Dekes hellgelber Camaro stand genau dort, wo Deke ihn geparkt hatte, Schnauze am Lattenzaun.

Ein buntes Durcheinander von Blusen und Sweatshirts und vier Jeans waren am Strand zu winzigen Formen angeordnet. Der Anblick erfüllte ihn mit neuem Entsetzen, obwohl er geglaubt hatte, seine Fähigkeit, Entsetzen zu empfinden, müsste jetzt erschöpft sein. Er konnte seine Jeans sehen, ein Bein war verkehrt herum gekrempelt, die Tasche war zu sehen. Seine Jeans sahen dort am Strand so sicher aus; sie warteten nur darauf, dass er kam und das verdrehte Bein wieder richtig herum drehte und dabei die Tasche zuhielt, damit das Kleingeld nicht herausfiel. Er konnte fast spüren, wie sie raschelnd an seinen Beinen hinaufglitten, konnte spüren, wie er den Messingknopf über dem Hosenschlitz zuknöpfte …

(liebst du ja ich liebe)

Er sah nach links, und da war es, schwarz, rund wie ein Mühlstein, und trieb gemächlich. Farben kreisten darauf, und er sah hastig weg.

»Geh heim«, krächzte er. »Geh heim oder geh nach Kalifornien und such dir einen Roger Corman-Film, in dem du als Hauptdarsteller mitmachen kannst.«

Irgendwo weit entfernt brummte ein Flugzeug, und er verfiel in einen Tagtraum: Wir wurden als vermisst gemeldet, alle vier. Die Suche beginnt in Horlicks. Ein Farmer kann sich erinnern, dass ein gelber Camaro an ihm vorbeigebraust ist »like a bat out of hell – wie eine Fledermaus aus der Hölle«. Die Suche konzentriert sich auf das Gebiet um den Cascade Lake. Privatpiloten melden sich freiwillig zu einer kurzen Suche aus der Luft, und einer, der in seiner Beechcraft Twin Bonanza über den See saust, sieht einen nackten Jungen auf dem Floß, einen Jungen, einen Überlebenden, einen …

Er kam, kurz bevor er vornübergekippt wäre, zu sich, schlug sich wieder mit der Faust auf die Nase und schrie vor Schmerzen.

Das schwarze Ding schnellte sofort wie ein Pfeil auf das Floß zu und zwängte sich darunter – es konnte möglicherweise hören, spüren … oder irgendwas.



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