Bloody Catwalk - Unsterblich schoen by Christoph Gass

Bloody Catwalk - Unsterblich schoen by Christoph Gass

Autor:Christoph Gass [Gass, Christoph]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 3733782143
Barnesnoble:
Herausgeber: books2read
veröffentlicht: 2014-08-14T22:00:00+00:00


10. KAPITEL

„Herein ihr Zwei!“, sagt Dr. Finkelnburg und schließt die alte Tür mit einem derben Fußtritt.

Graues Licht dringt durch die trüben Fenster, als wir durch die braungetäfelten, mit violettem Tuch bespannten, dunklen Zimmer gehen. Michel und ich gleiten wie Schatten zwischen den Möbeln hindurch, auf denen Skalpelle, Pinzetten, Florettdegen, Whiskyflaschen, Bücher und ein Tennisracket verstreut liegen, verfolgt von den aufsaugenden Augen der ausgestopften Tiere an den Wänden, von den fürchterlichen Greifzangen großer Käfer in den Vitrinen. In der Ecke seines Salons flackert Feuer im Cheminée, ein großer Blumenstrauß welkt auf dem verblassten Perserteppich, daneben hockt ein völlig enthaarter, brüchiger Löwenkerl auf seinem Holzsockel und neben ihm der berühmte Bubo scandiacus, die Schnee-Eule mit zwei Köpfen.

Hartnäckig lässt Pepe die Staubschicht über seinen Tierchen und Möbeln wachsen, selbst auf dem Tablett mit dem silbernen Kelch und dem Besteck zum Bluten, das uns durch den Rauch zublinzelt, liegt der Staub. Überall hängen grüne Spinnennetze, so wie man es sich im dunkelsten Kellerloch nicht erwartet. Das viele Fell und Holz dämpft das Geräusch unserer Schritte und steigert dafür das Ticken der Standuhr, das mit einem tiefen hallenden Klang die unheimlichen Stimmungen der Kindheit heraufbeschwört.

Wir kommen zu meinem alten schmuddeligen Patientensessel, dessen goldene Umfassungen rot angelaufen sind, und dann erschrecke ich tüchtig, denn in der dunklen Ecke vor mir sehe ich einen ausgestopften Menschen stehen.

Ich stocke kurz, blinzle, und erkenne schließlich, dass er atmet. Er lebt also. Ich will fragen, was das soll, doch Pepe drängt uns weiter.

„Wir behandeln hier nicht mehr.“ Er verdreht seine matten, schwarzen Augen.

Beim Weitergehen sehe ich da und dort Menschen durch Türen huschen oder in Gängen verschwinden, und ich wundere mich darüber. Finkelnburg bemerkt meine fragenden Blicke.

„Meine Assistenten.“, sagt er über die Schulter.

Auch der Sense, der sich finster umblickt, sind die menschlichen Ärzteassistenten nicht entgangen, die wie Hyänen in Finkelnburgs Villa herumstreunen. Das Haus macht von außen einen verlassenen Eindruck, und so wundere ich mich, dass plötzlich so viele Leute hier sind.

Finkelnburg führt uns zu einer Tür, die sich wie von Geisterhand, lautlos hydraulisch öffnet.

„Kommt herein, seid willkommen in meiner neuen Praxis!“, sagt er lächelnd.

Wir befinden uns plötzlich in einer modernen weißen Welt, die wir sonst nie freiwillig betreten hätten.

„Ich habe von der Stadt eine ziemlich große Summe als Unterstützung zugesprochen bekommen!“, erzählt er weiter.

„Gratuliere“, murmelt die Sense.

Wir stehen in einem super cleanen Behandlungssaal, der aber irgendwie unfertig wirkt, zumindest die heruntergekommene hintere Hälfte des Zimmers, bei der ich mir wie auf einer verlassenen Baustelle vorkomme.

„Ich habe in der Neustadt eine noch größere Praxis bekommen, so dass ich den Umbau im eigenen Haus stoppen konnte“, erklärt Finkelnburg. „Aber so gute Kunden wie dich, Kilian, kann ich auch hier behandeln.“

„Man sollte einen wie dich nicht auf die Menschheit loslassen!“, meint die Sense kopfschüttelnd.

„Aber anscheinend versteht er sich ja ganz gut mit dieser Menschheit. Seltsam, oder?“, raune ich ihm zu, während ich mich in den Behandlungsstuhl setze und Finkelnburg seinen Kittel holt.

„Sind das Patienten von Ihnen?“, fragt ein Beamter, der hereinkommt. Als er keine Antwort erhält, stellt er sich reglos in die Ecke.



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