Blindes Vertrauen - eine wahre Pferdegeschichte by Berger Margot

Blindes Vertrauen - eine wahre Pferdegeschichte by Berger Margot

Autor:Berger, Margot [Berger, Margot]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-10T04:00:00+00:00


9

Nach einigen Tagen Training im leeren Stall, in denen Mona in winzigen Schritten Zuversicht gewann, passierte das Unvermeidliche: Sie traf auf andere Menschen.

Gerade, als Mona mit Robert ihre tägliche Tour durch die Stallgasse machte und Boxen zählte, war draußen auf einmal leises, eiliges Hufgetrappel zu hören, dann helles Lachen und Quieken von kleinen Kindern und das Heranrollen gummibereifter Wagenräder.

Mona lief rot an. Der Schweiß brach ihr aus. »Robert, ich will weg. Wer kommt da?«

Robert beruhigte sie und ging nach draußen, um die Lage zu peilen.

»Zwei weiße Shettys vor einer Minikutsche«, gab er halb laut zurück in die Stallgasse. »Zwei kleine Jungs, vielleicht sechs Jahre, blond, Igelhaarschnitt, total schmutzig, toben über den Hof. Sehen aus wie Zwillinge.«

»Tim und Tom«, sagte Mona nervös. »Die Söhne des Stallbesitzers. Ist er auch dabei? Anfang vierzig, schlaksig, groß, blond, dünn. Geht etwas steif, er hat Rückenprobleme.«

»Exakt. Ich könnte ihn nicht besser beschreiben. Der nimmt gerade das Fahrgeschirr ab.« Robert kehrte in den Stall zurück. »Scheint hierher zu kommen.«

In heller Aufregung fuhr Mona herum. Sie fühlte sich in die Enge getrieben. Ihre gerade gewonnene, dünne Sicherheit zerbrach wie Eis, das noch nicht tragfähig ist. Wohin konnte sie verschwinden? Hastig fuhr Mona mit den Händen über die Boxentür neben sich, tastete das Namensschild ab. Die Kanten waren ein wenig rau, das musste Barons Box sein.

»Wir wollen mitspielen!«

Kleine Füße patschten über den Betonboden und in Sekundenschnelle war die Stallgasse von jubelnden Kinderstimmen erfüllt. »Mona, Mona, dürfen wir mitspielen?«

Stocksteif verharrte Mona mit dem Gesicht zur Box und suchte Halt an den Stäben. »Ich spiele nicht!«, sagte sie schroffer als beabsichtigt und wandte sich ab, um den Kinderblicken zu entgehen.

»Doch, du spielst. Blinde Kuh! Du tastet ja alles ab, weil du nicht weißt, wo du bist. Wir wollen mitmachen.«

Dann die Stimme von Theo Reuter. »Mona, so eine Überraschung! Du bist zurück. Und wegen der Jungs – bitte nimm es ihnen nicht übel. Tut mir leid, was sie sagen. Tim, Tom, bringt die Shettys aufs Paddock, sie sind im Hof angebunden. Und dann ab ins Haus und umziehen.«

»Oh, wie gemein.« Enttäuscht und meuternd zogen die Kinder ab.

Mona presste die Lippen zusammen und blinzelte durch ihre Sonnenbrille zum unsichtbaren Stallbesitzer hinüber. »Schon gut, ich muss mich nur erst daran gewöhnen, dass ich . . .«

Einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann fühlte Mona sich in den Arm genommen und gegen einen ledernen Haufen Leinen und Fahrgeschirr gedrückt. »Mensch, Mona.«

Mona zuckte zusammen. Eigentlich fand sie es scheußlich, wenn Menschen sie, ohne zu fragen, anfassten! Aber irgendwie war es bei ihrem Reitlehrer etwas anderes. Mitfühlend und herzlich fühlte seine kurze Umarmung sich an. Jahrelang hatte Herr Reuter sie gefördert und mit Schulpferden auf Turniere geschickt, bevor sie ihren Vitus bekam.

Wie niederschmetternd musste es nun für ihn sein, dass seine Reiterin, die er so sorgfältig aufgebaut hatte, nichts mehr brachte.

Totalausfall.

Während Mona schweigend ihre langen Haare ordnete, die bei der stürmischen Umarmung zerzaust worden waren, stellte Robert sich bei Theo Reuter vor.

Mit aufgeregtem Zwitschern zischte eine Schwalbe durch die Stallgasse, sodass Mona unwillkürlich den Kopf einzog.

»Gut, dass



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